: Neu im Kino: Proof - Der Beweis
Russel Crowe, Hugo Weaving als Martin und Andy
Blinde waren im Film immer Opfer: Sie stochern ahnungslos mit ihren Stöcken an den Rändern von Abgründen herum oder sind in Thrillern den Killern wehrlos ausgeliefert. Nur wenn das Licht ausgeht, haben sie eine Chance. Die australische Regisseurin Jocelyn Moorhouse vermeidet in ihrem Erstlingsfilm zum Glück diese Tricks, mit denen einfach und bequem Mitleid beim Publikum geweckt wird. Martin ist nicht einmal besonders sympathisch. Manchmal setzt er seine Blindheit als Waffe ein; oft ist er grob, abweisend und verbittert, Mitleid ist ihm zuwider. Er ist darauf angewiesen, daß andere ihm schildern, was sie sehen, aber er traut ihnen nicht. Er braucht Beweise und deshalb wird er zu einem zwanghaften Fotograf. Von seinem Freund Andy läßt er sich die Fotos beschreiben, er beschriftet sie und erst danach glaubt er an das Gesehene. Aber auch Andy wird ihn belügen, und was ist dann noch für ihn wahr?
Davon, wie Martin zurechtkommt, von seinen Überlebensstrategien und seiner inneren Welt, die zwangsläufig ganz anders „aussieht“ als die der Sehenden, erzählt dieser Film. Behut
hierhin
die beiden
jungen
männer
sam aber auch präzise und sehr analytisch zeigt Moorhouse wo seine Ängste, Frustrationen und Stärken herkommen. Man spürt, wie wichtig es ihr ist, dem Zuschauer ohne Sentimentalität von einem Blinden zu erzählen, und dabei Fragen der Wahrheit, des Vertrauens, der Liebe und der Einsamkeit von einem anderen „Blickwinkel“ aus zu behandeln.
Deshalb ist auch die Dreiecksgeschichte, die den Film voranbringt, im Grunde konventionell aber dennoch anders als gewohnt: Celia ist Martins Haushälterin, die ihn mit despotischer Fürsorge an sich binden will, Andy ist Martins guter Freund und in Celia verliebt, für Martin ist das Vertrauen zu Andy gleichbedeutend mit Liebe. Nach dem Finale dieses Psychodramas stellt Celia Martin zum Abschied einen Garderobenständer in den Weg, und dieser schenkt Andy sein erstes Foto, seinen wichtigsten Beweis. „Proof“ ist kein Film, der die Zuschauer mit imposanten Bildern oder großen Effekten mitreißt. Moorhouse will nicht überzeugen, sondern nur ruhig und genau beschreiben. Wilfried Hippen
Schauburg, 20.30 Uhr und tägl. außer Fr. und Sa., 22.30 Uhr
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