: Senatsangestellte wollen nicht nach Jottwede
■ Senator Hassemer plant, mit seiner Behörde nach Köpenick umzuziehen, — und zieht so den Groll seiner Mitarbeiter auf sich
Berlin. In der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umweltschutz hängt der Haussegen schief. Senator Volker Hassemer will seinen Dienstsitz verlagern und hat sich damit den Unmut seiner Mitarbeiter zugezogen. Denn er hat als neues Domizil das ehemalige Haus des Rundfunks der DDR in der Nalepastraße ausersehen. Der Bau in Köpenick böte genügend Platz für die auf über einem Dutzend Standorte verteilte Verwaltung. 140.000 Quadratmeter Bürofläche stehen dort zur Verfügung. Da das Vermögen des ehemaligen Rundfunks der DDR unter den neuen Ländern aufgeteilt wurde, gehören Berlin lediglich 8,5 Prozent der Anlage, der Senat will die übrige Fläche aufkaufen. Es besteht, wie Behördensprecher Dolf Straub erklärt, dringender Handlungsbedarf, denn zum Jahresende läuft der Mietvertrag für den Stammsitz in der Lindenstraße aus. Im Hause Hassemer befürchtet man, daß die Viktoria Versicherung als Eigentümerin des Gebäudes die Vertragsverlängerung mit einer saftigen Mieterhöhung verbindet. In der Außenstelle in der Charlottenstraße, wo die Landschaftsplaner untergebracht sind, soll die Miete verdoppelt werden.
Deshalb hat sich eine Kommission der Verwaltung schon in der Nalepastraße umgeschaut. Das neue Domizil stieß bei der Belegschaft auf Ablehnung. Personalrätin Christina Hermenau befürchtet, daß »wir aufgrund der etwas dezentralen Lage abgehängt werden«. Die Verbindung zu den anderen Verwaltungen sei nur schwer möglich, da man für den Weg in die Innenstadt 80 Minuten benötige.
Die Erschließung durch öffentliche Verkehrsmittel ist so schlecht, daß Hassemer erwägt, einen Shuttledienst für seine Mitarbeiter einzurichten. Frau Hermenau ist allerdings skeptisch, ob das bei gleitender Arbeitszeit überhaupt machbar ist. Außerdem sei noch ungeklärt, ob es überhaupt Geld »für den ökologischen Umbau des Hauses« gibt, für Hermenau ein Muß, denn »wir haben Vorbildfunktion«. Einen Ost-West- Konflikt mag sie in der Umzugsdebatte nicht erkennen, denn auch das eine Drittel der Belegschaft, das aus Ost-Berlin kommt, sei mehrheitlich gegen das Vorhaben. Hassemer hofft, seine Mitarbeiter noch durch gutes Zureden zu überzeugen. Doch Hermenaus Haltung ist eindeutig. Allerdings weiß auch sie, daß sich ihr Chef notfalls über ihren Willen hinwegsetzen kann, denn mitbestimmungspflichtig ist der Behördenumzug nicht. dr
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