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Es gibt keine "interne Lösung"!

■ Zum Abschluß des Militärabkommens zwischen Kroatien und Bosnien-Herzegowina

Es gibt keine „interne Lösung“! Zum Abschluß des Militärabkommens zwischen Kroatien und Bosnien-Herzegowina

Wir haben uns auf den Frieden vorbereitet, nicht auf den Krieg.“ Gegen alle Sturmzeichen hat die Regierung Alija Izetbegovics, von dem dieses Bekenntnis stammt, daran festgehalten, Bosnien-Herzegowina aus dem Gemetzel herauszuhalten. Jetzt, wo die Macht des Präsidenten auf wenige Orte beschränkt, er selbst zunehmend der Wut und Verzweiflung seiner wehrlosen Landsleute ausgesetzt ist, bleiben ihm nicht mehr viele Optionen. Das am Dienstag abgeschlossene Militärabkommen mit Kroatien sieht die Aufstellung gemeinsamer Kampfverbände gegen Serbien vor. Damit würde ein de facto schon bestehendes Bündnis legalisiert. Die Verteidiger der bosnischen Städte, die sich einem weit überlegenen Angreifer, der Jugo-Armee unter neuem Firmenzeichen, gegenüber sehen, könnten neue Hoffnung schöpfen.

Wer an die Wand gedrückt ist, hat bei Bundesgenossen keine große Auswahl. Zwar hat Kroatiens Präsident Tudjman versichert, er werde die territoriale Unversehrheit Bosnien-Herzegowinas respektieren. Aber die faktische Unabhängigkeitserklärung der von Kroaten bewohnten Westherzegowina ist keineswegs widerrufen. In der gemeinsamen Erklärung Tudjman/Izetbegovic wird die Doppelstaatsbürgerschaft für die Bürger beider Republiken avisiert. Dieses an sich vernünftige Projekt wird unter den gegebenen Umständen die Kroaten Bosnien-Herzegowinas noch stärker ans kroatische „Schirmland“ binden. Damit wäre ein weiterer Schritt hin zur Aufteilung Bosniens in je einen „ethnisch bereinigten“ serbischen und einen kroatisch-muslimischen Landesteil getan, der dann — konföderativ mit Kroatien verbunden — dessen Hegemonie unterliegen würde.

Das Militärbündnis beider Republiken ist an die Kautel geknüpft, „daß die internationalen Friedensbemühungen endgültig scheitern“. In dieser scheinbar vorsichtig gewählten Formulierung steckt das Szenario für die „interne Lösung“ der Krise in Ex-Jugoslawien. Was als Verteidigungsmaßnahme gegenüber der serbischen Aggression gedacht war, könnte sich nach Abzug der UNO- Friedensmission schnell als Instrument erweisen, Rumpf-Jugoslawien in einen Mehr-Fronten-Krieg zu verwickeln. Die Belgrader Machthaber hätten dann mit bewaffneten Auseinandersetzungen nicht nur in Bosnien-Herzegowina, in Ostslawonien und der kroatischen Krajina zu rechnen, sondern auch im Sandschak und vor allem im Kosovo.

Der Ruf nach Revanche ist immer populär. Vor allem vor Parlamentswahlen, wie jetzt in Kroatien. Wenn aber die Intervention von UNO, KSZE und EG noch einen Sinn haben sollte, dann genau den, diesen Revanchekrieg zu vermeiden. Noch einmal: Es gibt keine interne Lösung der Jugoslawienkrise. Wenn die Europäer einen neuen Balkankrieg verhindern wollen, ist ihre Verhandlungs- und Sanktionsstrategie zum Erfolg verdammt. Christian Semler

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