: Im Schwitzkasten, freiwillig
■ Was machen die SaunistInnen im Sommer?
Wasser oder Schweiß? Sonne oder Hitze? Echt oder gefälscht? Foto: Tristan Vankann
Bremen mediterran: Schweiß perlt, das Hemd klebt. Jetzt ein kühles Bier, oder ein Sprung in den nächsten Baggersee. Badebetuchte fahren hinaus, nur eine verschwiegene Minderheit biegt ab und verschwindet in dunklen Toreinfahrten. Was um Himmels Willen treibt Menschen in diesen schweißtreibenden Tagen in abgeschlossene Räume, in denen die Außentemperatur um das Dreifache überschritten wird?
Die Sommer-Sauna-Frage spaltet das Volk. Entweder man wendet sich voller Grausen ab, oder man zeigt sich als bekennende SaunistIn, froh, die heimliche Leidenschaft ausbreiten zu können. Eine verschworene Ge
meinschaft fürwahr, aber Menschen wie Du und ich. Zum Beispiel Elke G.: Nichts unterscheidet Sie von normalen ZeitgenossInnen. Aber: „Na klar gehe ich in die Sauna, immer nach meinem Fitness-Kurs. Erstens kriegst du keinen Muskelkater, zweitens kannst Du dann die Hitze draußen besser ab.“ Eine kühne These. Nur der gilt als hitzefest, der sich oft genug abbrüht? Eher kleinlaut: „Naja, Du bist dann so drösig, da macht Dir nichts mehr was aus.“
Derart defätistische Bemerkungen möchte Susanne L. nicht gelten lassen. Sie zählt zum harten Kern der SaunistInnen. „Das fördert die Durchblutung, stärkt das Immunsystem und stabilisiert den Kreislauf.“ Punktum, sommers wie winters. Doch wie so oft, die reine Gesundheitslehre reicht nicht aus zur Motivation: „Und man kann natürlich auch sein Nobelhandtuch sehen lassen.“ Ein interessanter Nebenaspekt: Der Mountainbiker hat sein grellbuntes Wulstreifenrad, sein schnuckliges Höschen etc., aber was hat die SauniererIn? Su
sanne L.: „Es gibt Saunen, da braucht man sich ohne sein Lacoste-Handtuch gar nicht sehen zu lassen.“
Doch so sehr die Anhänger in diesen Tagen auch schwitzen, der Saunamarkt ist im Sommer doch eher ausgetrocknet. Eine Blitz- umfrage ergab, daß die Schwitzraumbesitzer unter der saisonal bedingten Schmelze auf der Nachfrageseite leiden. „Ja sicher läuft die Sauna“, heißt es unisono entrüstet sowohl bei TownSquash in Findorff, als auch bei der Lilientaler Landsauna. Aber genauso übereinstimmend ist die Klage vom Sommerloch. Das Busch-Bad macht gleich ganz zu, die Schleifmühl-Sauna läßt auch ihr in den Sommermonaten reduziertes Programm ganz ausfallen, wenn das Thermometer über 20 Grad klettert.
Dann zeigt sich, daß die Mehrheit doch lieber im Freien brütet. „Irgendwie ist Sauna ja auch reinigend“, meint zwar Giorgia P., befragt, ob sie denn auch im Sommer sauniere, gesteht sie ungerührt: „Weder im Sommer, noch im Winter.“ Und der stadtbekannte Ignorant Hucky H. faßt für sich zusammen: „Fürs Schwitzen auch noch bezahlen, bin ich bescheuert?“ Jochen Grabler
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