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"Die alte Zeit ist nicht wiederholbar"

■ betr.: "Die Geburt des Konsenses aus dem Geiste des Palavers", taz vom 17.7.92

betr.: „Die Geburt des Konsenses aus dem Geiste des Palavers“ von Reinhard Kahl, taz vom 17.7.92

Nichts gegen eine „Geburt des Konsenses aus dem Geist des Palavers“, wenn damit ältere Formen der Gemeinschaft als Vorbild für neu zu entwickelnde Formen eines demokratischen Dia- oder wegen mir auch Polylogs in allen gesellschaftlichen Bereichen dienen sollen. Aber alles gegen eine Zerstörung des Ich im Namen des Wir. Die gutgemeinte Orientierung an alten, bis in die Seele des einzelnen Menschen verwurzelten Idealen von Gemeinschaft führt, wie der Nationalsozialismus oder viele andere Ismen, auch in Drittweltländern mit ihrer von Europa und Amerika aufgezwungenen Geschichte zeigen, in einer entwurzelten Zeit zu neu sich bildenden Formen des Unrechts. Die alte Zeit ist nicht wiederholbar. Nur aus dem Ich heraus frei gewollte soziale Gemeinschaft bringt heute Zukunft. Und da gibt es sicher mehr als genug zu tun.

Der heutige Mensch kann sich nicht aus der Verantwortung drücken, indem er sich in den Mutterschoß einer mythisch erfundenen Natur zurückflüchtet, Seine darwinistisch-materialistische Definition als Gattungswesen oder gar als „sprechendes Tier“ bereitet den Boden für autoritäres Wir-Diktat. Es kam nicht von ungefähr, daß einige der NS- Größen wie Himmler Agrarwissenschaft studiert hatten und sich dann in der Züchtung und rassistischen Bewertung von Menschen versuchten. Die Poesie als sensibler Weg der Individualität gibt da mehr Zukunft als der Mythos. Neue Formen der Begegnung können vorgeträumt werden, nicht alte abgekupfert. Volker Gallé, Mauchenheim

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