„Der war einfach zu schlau“

■ Warum statt Erich Röper jetzt Helmut Pflugradt die CDU-Fraktionsgeschäfte führt

Wer im Bremer CDU-Haus am Wall anruft und den Wunsch äußert, mit dem Fraktionsgeschäftsführer zu sprechen, wird erstmal mit einer Gegenfrage bedient: „Welchen meinen Sie denn?“ Auch der Direktor der Bürgerschaft, Rolf Lindhorn, ist sich nicht mehr sicher, wer gemeint ist, wenn vom CDU-Fraktionsgeschäftsführer die Rede ist: „Herr Dr. Röper wird von uns über die SKP für diese Funktion bezahlt“, weiß er, „aber zu den Sitzungen kommt seit einiger Zeit immer nur Herr Pflugradt.“ Nur SPD-Fraktionsgeschäftsführer Hans- Hermann Niestädt hat kein Problem mit der Frage, wer sein CDU-Kollege ist: „Das ist doch ganz einfach“, meint er, „die haben zwei.“ Mit einem von beiden, nämlich mit Dr. Erich Röper, habe er allerdings „immer weniger zu tun.“

Das ist kein Zufall: Nachdem der Senkrechtstarter im CDU-Haus, Helmut Pflugradt, nicht nur den Wahlkampf für Sparkassen-Direktor Nölle geschmissen und als Belohnung dafür die Nachfolge des herausgeschmissenen Bremer CDU-Generalsekretärs, Andreas Penning, angetreten hat, ist er seit Anfang des Jahres dabei, als „parlamentarischer Geschäftsführer“ dem langjährigen Fraktionsgeschäftsführer Röper eine Aufgabe nach der nächsten aus der Hand zu nehmen.

„Der darf doch fast gar nichts mehr“, weiß man in einer Konkurrenz-Fraktion über Röper. Und in einer anderen ahnt man auch, warum das so ist: „Röper war seinem Chef Kudella einfach zu schlau.“ Dem 43jährigen Hauptsteuersekretär des Bremer Finanzamtes, Helmut Pflugradt, der mit 18 seine politische Karriere bei der Jungen Union in Vegesack begann und seit siebzehn Jahren als CDU-Abgeordneter in der Bremischen Bürgerschaft sitzt, wird in dieser Beziehung keinerlei Gefährlichkeit nachgesagt.

Dafür versteht sich Pflugradt auf eine Kunst, die im CDU-Haus weit mehr geschätzt wird, als allzu große Sachkompetenz: Geheimniskrämerei. Welcher Art die Aufgabenverteilung zwischen den beiden CDU-Fraktionsgeschäftsführern ist? - „Das sind fraktionsinterne, organisatorische Dinge, die die Öffentlichkeit nichts angehen“, bügelt Pflugradt ab. Und zur Frage, warum die CDU sich als einzige Fraktion vom Landesrechnungshof nicht kontrollieren lassen will: „Glauben Sie bloß nicht, daß das daran liegt, daß wir hier Schmu machen.“

Ja, woran denn wohl sonst? Helmut Pflugradt weiß eine Anwort: „Im Landesrechnungshof gibt es nicht ein einziges Mitglied mit CDU-Parteibuch. Da ist es doch kein Wunder, daß unser Vertrauen in deren Prüfung nicht besonders groß ist.“

Rosi Roland