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Arty und ansprechend

■ »241« — ein neues Berliner Fanzine. Teurer Journalismus mit Kunstanspruch?

Don't fear your failure« — kein schlechtes Motto zum Gründen einer Zeitung (und — believe it or not — wir wissen, wovon wir sprechen!). 241 heißt ein neues Berliner Fanzine, das vierteljährlich erscheinen soll und, wie schon ein Blick auf den (spärlichen) Anzeigenteil verrät, irgendwie mit der jüngeren Kunstszene der Stadt vernetzt zu sein scheint. Auf Copyshop-Ästhetik hat man bei der Gestaltung verzichtet und setzt statt dessen auf ein übersichtliches Layout mit wenigen, gut ausgewählten Bildern. Recht arty und ansprechend. Trotzdem hat das Blatt mit einem Preis von 10Mark pro Ausgabe natürlich jeglichen Anspruch, Erstzeitung zu werden, aufgegeben.

Aber das Massenpublikum haben die MacherInnen ohnehin nicht im Auge. Das Themenspektrum bewegt sich im Einzugsgebiet dessen, was junge, nichtuniversitätsfixierte und auch sonst nicht unbedingt auf den Kopf gefallene Intellektuelle zur Zeit so bewegt: data hiking, AIDS, Fluxus, Comics, Privatmythologien, »Texte zur Kunst« (auffälligerweise keine Musik).

Der Galerist Bruno Brunnet plaudert Jörg-Schröder-mäßig aus dem Busineß, Alt-Beatnik John Giorno ist mit einem »AIDS-Monolog« vertreten, und im hinteren Drittel, als es schon ein wenig öd zu werden beginnt, kommt dann noch das obligatorische (aber trotzdem immer wieder interessante) Vilém Flusser-Interview aus seinen letzten Tagen (überhaupt scheint Flusser, was seinen Kultwert für an »Medien« interessierte Zirkel anbelangt, mittlerweile Baudrillard und Kittler überflügelt zu haben).

Vom Gesamteindruck her erinnert 241 lustigerweise ein wenig an die Berlin-Kultur-Seiten dieser Zeitung von vor einigen Jahren, will sagen: Journalismus wird mit einem gewissen, nicht immer herausposaunten, aber stets spürbaren Kunstanspruch betrieben, immer in der Hoffnung, ein später Abglanz von Underground und internationaler Avantgarde möge sich auf die Seiten verirren. tg

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