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Versöhnung unerwünscht

Die amerikanische Gefangenenzeitschrift „Odyssey“ führt einen exemplarischen Kampf für die Redefreiheit/ Ein Bericht des Häftlings, der die Zeitschrift aufbaute  ■ Von Luke Janusz

Es gibt in den USA eine lange Tradition von Gefängnisjournalismus. Seit mehr als hundert Jahren haben Gefangene Zeitungen gegründet, durch die sie sich untereinander verständigen und nach außen vermitteln wollten. Trotz der vielen Zeitungen jedoch, die es im Zuge dieser Entwicklung gegeben hat, ist dieses Ziel unerreichbar geblieben. Denn die wirklichen Anliegen der Gefangenen sind von der Gefängnisverwaltung meist zensiert worden — und werden es bis heute.

Im Gefängnis zu publizieren heißt, gegen große Hindernisse kämpfen zu müssen. Fundamentales Streitgebiet und Grund für alle weiteren Probleme ist die Frage des Eigentums. Gefangene sehen die Produkte ihrer schöpferischen Arbeit selbstverständlich als ihr Eigentum an, Gefängnisverwaltungen jedoch betrachten die Zeitungen als Eigentum des Gefängnisses und versuchen auf dieser Grundlage, die Inhalte ihren eigenen Sicherheitsbestimmungen zu unterwerfen. Das heißt, sie üben Zensur aus.

Zusätzlich erschwert worden ist die Situation durch ein vor kurzem ergangenes Urteil des Obersten Gerichtshofes, das das Recht der Gefangenen auf freie Meinungsäußerung (First Amendment Rights) geschwächt hat. In diesem Urteil wird festgestellt, daß „zensiertes Material eine erkennbare Beziehung zur Sicherheit im Gefängnis aufweisen muß“; damit wurde der Anstaltsverwaltung breiter Raum für Zensur und Verbot von Lesematerial sowie eigenen Texten der Gefangenen eingeräumt. Und dennoch zögern die Gefängnisbehörden in der Regel, sich vor Gericht mit Beweisen für ihre Sicherheitsgründe herumzuschlagen — denn tatsächlich haben ihre Zensurwünsche meist wenig mit Sicherheit und alles mit Ideologie zu tun. Um Rechtsstreits zu vermeiden, greifen sie deshalb inzwischen routinemäßig auf administrative Störmanöver zurück, die effektiv Zensur bedeuten, dabei jedoch als völlig harmlose Verwaltungsmaßnahmen ausgegeben werden können.

Zensurmethoden

Die Anstaltsverwaltung wird als erstes immer versuchen, die Kontrolle über die Finanzen einer Zeitung zu sichern. So hat sie letztlich alles in der Hand, vom Umfang des Gesamtprojekts bis zu den Details der Produktionspläne.

Ohne finanzielle Autonomie sind Gefängnispublikationen zudem gezwungen, auf Produktionsmittel zurückzugreifen, die ihnen vom Gefängnis geboten werden. Der tatsächliche Zugang wird dann wiederum von Sicherheitsüberlegungen diktiert, das heißt, daß Produktionszeiten, Abonnementbearbeitung und aktuelle Berichterstattung administrativen Prioritäten unterzuordnen sind. Zusätzliche Probleme entstehen aus dem Mangel an Geräten und Papier, zu kleinen Budgets, Gehältern und Honoraren und der ständigen Fluktuation von Mitarbeitern. Dies alles bedeutet, daß die meisten Gefängniszeitungen entweder zu bloßen Anhängseln der Öffentlichkeitsabteilung der Institution werden oder zu Alibizeitungen, die weder finanziell noch moralisch ausreichend unterstützt werden. Was dabei herauskommt, ist Sport, Unterhaltung, Klatsch und ein bißchen politische Frechheit, die „so tut als ob“.

Um nicht bei der Gefängnisverwaltung anzuecken, verzichtet man auf Substanz und weicht den wirklichen Anliegen und Nöten der Gefangenen aus. Die Publikation wird zur Karikatur freier Meinungsäußerung, ohne Glaubwürdigkeit und von wenig Interesse für die Gefangenen.

Dies war auch der Zustand der Zeitschrift The Question Mark (Fragezeichen), einer Publikation im Norfolk Staatsgefängnis von Massachusetts, als ich 1989 ihr Chefredakteur wurde. Die Gefangenen hatten mich durch ihren Delegiertenrat gewählt, damit ich ein echtes Sprachrohr daraus machte.

Den Gefängnisbehörden jedoch war dieser Zustand gerade recht, und sie wiesen meine Nominierung als Chefredakteur sofort zurück. Ihrer Meinung nach fehlte mir ein „ausreichender Sinn für Verantwortung“, in anderen Worten: ich war kein kooperativer Insasse. Nach langem Streit, der auch gerichtliche Schritte beinhaltete, schritt schließlich der Direktor ein und empfahl mich ganz offiziell als Chefredakteur. Die Sicherheitsleute des Gefängnisses waren da allerdings nicht zufrieden. Sie drohten, daß meine Position nur zeitlich beschränkt sein würde.

Als erstes rief ich eine geschlossene Sitzung mit den Mitarbeitern der Zeitung ein. The Question Mark überlebte diese Sitzung nicht. Wir nahmen uns vor, aus der zwölfseitigen Sammlung beiläufiger Notizen eine 120seitige Vierteljahreszeitschrift zu machen. Unser Ziel war es, die Publikation der Verwaltung zu entziehen, und jegliche Assoziation mit der alten Zeitung — und sei es nur durch den Namen — hätte dieses Vorhaben kompromittiert und unsere Glaubwürdigkeit als Journalisten beeinträchtigt.

Die Odyssee von „Odyssey“

Im Laufe der nächsten Wochen nahm die neue Zeitschrift Gestalt an. Wir wählten den Namen Odyssey für sie, weil wir meinten, dieser spiegele genau das Wesen der Gefängniserfahrung als einen langen Weg nach Hause. Es stellte sich heraus, daß Odyssey auch für alle Kämpfe und Schwierigkeiten, die uns auf unserem Weg zur Publikation der Zeitschrift begegnen sollten, ein angemessener Titel war.

Die Definition unserer Ziele und Entwicklung einer Strategie fürOdyssey war eher ein sich langsam entwickelnder Prozeß als ein festgelegter Plan. Am Anfang standen einige sehr grundsätzliche Ideen und Überzeugungen, die sich aus vielen Jahren Gefangenenerfahrung ergaben. Das Ziel von Odyssey sollte es sein, ein Forum für die Gefangenen und ihre Gedanken zu Themen des Strafvollzugs in offenem Austausch mit Leuten von draußen herzustellen. Durch die Veröffentlichung von neuen Forschungsergebnissen und originellen Beiträgen von Gefangenen, Vollzugsbeamten, Gesetzgebern, Opfern von Verbrechen und anderen, die im Bereich der Strafgesetzgebung eine Stimme haben, hofften wir, daß Odyssey einen Dialog beginnen könnte, der womöglich zu einem besseren Verständnis von Verbrechen und Bestrafung in unserer Gesellschaft führte.

Einen „Treffpunkt“ für Ideen und Debatten zu schaffen erschien uns als selbstverständlicher erster Schritt. Aber da irrten wir uns. Umsonst sahen wir uns nach einer Publikation um, die als Modell für eine solche Zeitung dienen konnte. Statt dessen, so fanden wir heraus, funktionierten fast alle Vollzugszeitungen nach dem Prinzip des gegenseitigen Ausschlusses und der Wahrung von Sonderinteressen, das heißt, sie richten sich immer nur an einen sehr beschränkten Leserkreis. Statt Debatten gibt es konkurrierende Ideologien. Insofern schien das, was wir hier versuchten, weit radikaler als die Konfrontationsstrategie der Gefangenenbewegung aus den sechziger und siebziger Jahren. Was wir anboten, war ein Forum, in dem unterschiedliche Meinungen zu Wort kommen und die festgefahrenen Ideologien angekratzt werden sollten. Nichts ist jedoch gefährlicher als ein Dialog, der die Möglichkeit von gemeinsamer Problemlösung und Kompromiß voraussetzt; denn das Strafvollzugssystem wird erhalten gerade durch Verabsolutierung der Gegnerschaft.

Mit solchen grundsätzlichen Prämissen entwickelte die Zeitschrift ihre ganz eigene Ziel- und Folgerichtigkeit. Uns wurde klar, daß es nicht reichte, einfach nur einen Dialog zu initiieren. Wir mußten gleichzeitig die Betonung auf Lösungen für das Problem des Verbrechens legen, die von der Möglichkeit eines allseitigen Gewinns ausgingen. In anderen Worten, wir sollten Lösungen suchen, die allen nützten, Opfern von Verbrechen, Steuerzahlern und Gefangenen ebenso wie Vollzugsbeamten. An diesem Punkt begriffen wir, daß die Bedeutung von Odyssey weit über das Gefängnis- und Justizproblem hinausging. Offenbar handelte es sich um ein Modell kollektiver Problemlösung, das auf alle sozialen Bereiche anwendbar schien. Wie viele Philosophen gesagt haben, ist das Gefängnis ja in der Tat nur ein Spiegel der Gesellschaft.

Isolationshaft

Die Sicherheitsleute des Gefängnisses reagierten sehr schnell auf unsere Pläne. Innerhalb von drei Monaten nach meiner Wahl zum Chefredakteur landete ich im „Loch“ (Isolationshaft). Angeblich hatte ich versucht, einen Hungerstreik zu organisieren. In einem entsprechenden Disziplinarbericht wurde ich als „stummer Anführer“ bezeichnet. Während meiner zehn Wochen in Isolationshaft arbeitete ich an einem Organisationsplan für Odyssey. Die Intervention der Sicherheitsleute hatte noch einmal klargemacht, daß eine Gefängniszeitschrift nur überleben konnte, wenn es den Gefangenen gelang, eine unabhängige Basis für ihre Finanzierung und Produktion außerhalb des Gefängnisses zu schaffen. Ich entwarf einen Vorschlag, dem diese Vorstellungen zugrunde lagen und schickte ihn an mehrere Journalisten, progressive und Aktivisten für die Rechte von Gefangenen.

Nach Aufstellung einer Kerngruppe beantragten wir eine Eintragung in das Unternehmensregister und entwickelten erste Finanzierungspläne. Es war mir zwar klar, daß ich von der gegen mich laufenden Disziplinaranklage freigesprochen werden würde, aber es war auch klar, daß man ähnliche falsche Anklagen immer wieder gegen mich vorbringen würde. Der Verlag wurde gegründet, um Odyssey gegen solche Fälle abzusichern.

Zwischenzeitlich hatte der Direktor seine eigene Untersuchung angestellt und war zu der Überzeugung gekommen, daß ich unschuldig sei. Langsam begann auch er, an unser Projekt zu glauben, und wandte sich zum Unterstützer. Ohne seine Hilfe wäre Odyssey tatsächlich nicht mehr erschienen.

Unter der Schirmherrschaft des Direktors wurde die zweite Ausgabe von Odyssey bald nach meiner Entlassung aus dem „Loch“ ohne weitere Komplikationen im Dezember 1990 publiziert. Die Verbesserungen gegenüber der ersten Ausgabe waren entscheidend. Durch Abdruck von Beiträgen und Interviews von und mit Leuten von draußen waren wir unserem Ziel, zu einem „Treffpunkt“ zu werden, sehr viel näher gekommen. Aufgrund der schizoiden Geschichte des Gefängnisjournalismus war die Beteiligung von außen zunächst zögernd, aber wir verstanden bald, daß unsere Beschränkungen als Journalisten im Gefängnis zum großen Teil auch selbstauferlegt waren: Wir hatten einfach zu niedrige Erwartungen von uns selbst.

Wir arbeiteten um so härter. Denn wir begriffen langsam, daß kompetenter und ernsthafter Journalismus selbst schon ein Akt des Widerstands und der Selbstbestätigung war — und diese ist mindestens so wichtig wie die im Journal behandelten Themen. Dieser Prozeß — im wesentlichen also unsere Bereitschaft, das Beste zu leisten — verband uns bald sehr viel mehr miteinander als die Probleme, die uns einmal ins Gefängnis gebracht hatten.

Gegen das Rollback

Mit der zweiten Ausgabe wurde Odyssey ganz unbeabsichtigt zur einzigen Stimme, die noch wirkliche Rehabilitation forderte. Liberale Auffassungen von Strafe als Resozialisierungschance wurden in der Wahlbevölkerung zunehmend unbeliebt. Wer ihr weiterhin anhing, hielt sich aus öffentlichen Diskussionen lieber heraus — derart liberale Ansichten galten mittlerweile als politisches und berufliches Risiko. Progressiv gesonnene Sympathisanten sahen die Zeitschrift als potentiell wertvolle, wenn auch etwas unberechenbare Karte, die man privat jedoch in jedem Fall unterstützte. Konservative waren absolut dagegen. Odyssey wurde damit auch zum Schlachtfeld und zum Symbol zweier sich bekämpfender Ideologien im Statedepartment für correction (Ministerium zur Besserung, dies die offizielle Bezeichnung für das zuständige Ministerium, Abkürzung: DOC, A.d.Ü).

Auch die lokalen Zeitungen prä

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sentierten in ihrer Berichterstattung ein breites Meinungsspektrum. Der Boston Herald brachte eine ganzseitige persönliche Attacke gegen die schreibenden Insassen und schüchterte damit viele potentielle Mitarbeiter ein. Bostons zweite Tageszeitung, der Boston Globe, hingegen brachte eine kurze, positive Besprechung und wies mahnend darauf hin, daß Odyssey in einer Politik des „groben Keils“, wie sie der neu gewählte Gouverneur William Weld gegenüber allen Fragen des Strafvollzugs an den Tag legte, wohl nicht lange würde überleben können — eine durchaus prophetische Aussage. Insgesamt, so muß man sagen, wurde Odyssey positiv aufgenommen.

Zwei Wochen nach Erscheinen der zweiten Ausgabe leitete die Sicherheitsabteilung des Norfolk-Gefängnisses ein Untersuchungsverfahren gegen die Zeitschrift ein, und ich wurde ins „Loch“ zurückgesteckt. Die Weld-Regierung schätzte Odyssey als Gefahr ein — allerdings nicht wegen ihrer Inhalte. Die Tatsache, daß es uns gelang, angesehene und einflußreiche Mitarbeiter außerhalb des Gefängnisses zu finden, bedeutete offenbar, daß wir dort draußen auf Zustimmung und Unterstützung rechnen konnten. Unsere Meinungsäußerung war damit unabhängig von der Billigung durch das DOC. Daß Texte von Gefangenen Seite an Seite standen mit Artikeln von Staatsanwälten, Parlamentariern, Psychologen und anderen mit dem Vollzugssystem Befaßten schien zu bedeuten, daß wir ein Recht zur Diskussion und Kritik von Gefängnispolitik hatten.

Das Stereotyp des Kriminellen, der unweigerlich minderbegabt, irrational, wütend und gewalttätig zu sein hat, wurde durch Odysseys Existenz in Frage gestellt. Traditionellen Kritikern journalistischen Schreibens im Gefängnis ging die Munition aus. Auch wenn sie offiziell nicht dagegen sein konnten, ging es Vollzugsbeamten gegen den Strich, daß wir versuchten, Brücken zu bauen zwischen uns und den Opfern von Verbrechen, daß wir Alternativen suchten, die uns nach unserer Entlassung helfen würden, uns in die Gemeinschaft zu integrieren, daß wir einen Dialog versuchten, der von der Möglichkeit der Versöhnung ausging. Das Dilemma, in das wir sie stürzten, versuchten sie mit meiner erneuten Isolation und einem Disziplinarverfahren zu lösen.

Im Loch arbeiten

Angewiesen auf die Kontakte per Post und, sehr eingeschränkt, per Telefon und Besuch, arbeitete ich zusammen mit Unterstützern von außen fieberhaft an einer Übergabe der Zeitschrift nach außen. Meine Zeit im „Loch“ machte nicht nur die notwendigen Büroarbeiten beschwerlicher, sondern schüchterte vor allem auch die schreibenden Gefangenen ein, und zwar in allen Gefängnissen von Massachusetts.

Außer zwei äußerst engagierten Vollzugsbeamten und einem einzigen Gefangenen im ganzen Staat wollte keiner mehr für uns schreiben — aus Angst vor den Konsequenzen. In unserer Not schrieben wir Bettelbriefe an die drei wohl prominentesten Gefängnisschriftsteller in den USA: Dannie Martin, Tim Smith und Jean Harris. Sie alle drei schickten uns Texte zum Zeichen ihrer Solidarität.

Das Verhalten der Gefängnisverwaltung schüchterte auch viele Liberale außerhalb des Gefängnisses ein. Geldquellen trockneten aus, weil viele Spender mit einem so kontroversen Projekt nicht assoziiert werden wollten, wenngleich sie höflich andere Gründe vorgaben.

Viele liberale Aktivisten für die Rechte der Gefangenen führten an, daß ihr Zugang zu den Gefängnissen, die für ihre Arbeit absolute Bedingung ist, gefährdet sei, wenn sie weiterhin für Odyssey schrieben. Dennoch war es immer noch einfacher, Leute von draußen zum Schreiben zu bewegen als die Gefangenen selbst.

Ein kleiner Kern von Leuten drinnen und draußen bastelte dennoch an der dritten Ausgabe weiter. Die Produktion stellte ein großes logistisches Problem dar; Artikel gingen per Post hin und her, und der Besucherraum wurde zur Redaktionszentrale der Zeitschrift.

Unsere wichtigste Verbindungsperson zwischen drinnen und draußen war eine Frau, die seit über zwanzig Jahren unermüdlich für eine Reform der Gefängnisse arbeitete. Nach zwanzig Jahren wurde sie nun plötzlich vom DOC unter „Aufsicht“ gestellt und mit fadenscheinigen Anklagen mehrere Monate lang von Gefängnisbesuchen ausgeschlossen.

Odyssey jedoch wurde trotz aller pessimistischen Voraussagen nach mehreren Monaten ein drittes Mal produziert. Dies war ein bedeutendes Zeichen dafür, daß Gefangene auch ohne Hilfe und Erlaubnis der Gefängnisverwaltung in der Lage waren, wichtige Projekte zu kreieren und durchzuführen. Womöglich bewies dies, daß Gefangene, die sogar in der Lage sind, durch Gründung eines eigenen Verlages ihr Recht auf freie Meinungsäußerung wahrnehmen, ähnlich sinnvolle Projekte auf anderen Gebieten unabhängig durchführen können.

Die Zeitschrift wurde in zwei Gefängnissen des Staates Massachusetts zur Kontrabande erklärt; die American Civil Liberties Union (ACLU) jedoch drohte mit einer offiziellen Untersuchung des Falles. Daraufhin nahmen die Verwaltungen das Verbot zurück.

Die Gefängnisbehörden haben angedeutet, daß Odysseys nächste Ausgabe nur nach Vorlage und zensiert erscheinen wird. Die ACLU unterstützt uns in dieser Situation und berät mit uns neue Strategien.

Allerdings sind ACLU-Aktivisten leider zu dem Schluß gekommenb, daß buchstäblich nichts getan werden kann, um Gefangene, die für Odyssey schreiben, vor Vergeltungsmaßnahmen der Behörden zu schützen. Man wird ganz einfach auf fabrizierte Vorwürfe zurückgreifen (wie auch in meinem Fall). Ich habe meinen Mitarbeitern gesagt, daß das Grundrecht zur freien Meinungsäußerung weniger ein garantiertes Recht ist als ein Risiko: Odyssey kann nur mit diesem Risiko überleben.

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