piwik no script img

Der Laue-Komplex wurde geräumt

In einer Blitz-Aktion hat gestern die Polizei die  ■ Besetzung des Laue-Areals beendet

Hamburgs Polizei hat gestern vormittag den seit Samstag besetzten Laue-Komplex an der Schanzenstraße geräumt. Rund 35 Personen hatten fast drei Tage lang die seit zweieinhalb Jahren leerstehenden Vorderhäuser 56-62 der Ex- Gewürzfabrik bevölkert. Das Motto: „Laue Sommernächte“. Um dieses Areal des Anwalts Hans- Erich Dabelstein bewerben sich - wie berichtet - sieben Wohngruppen und drei gewerbliche Projekte.

Am gestrigen Morgen funkte die Polizei zunächst noch Teilnahmslosigkeit, nach dem die Besetzung am Wochenende wegen der selbstauferlegten „24-Stunden-Räumungsfrist“ als „Straßenfest“ heruntergespielt worden war. Ex-Innensenator Alfons Pawelczyk hatte vor sechs Jahren in der Hochphase des Häuserkampfes vollmundig erklärt, in Hamburg werde kein Haus länger als 24 Stunden besetzt bleiben.

Während Polizeisprecher Hans Jürgen Petersen um kurz vor zehn Uhr noch erklärte: „Es ist noch kein Strafantrag gestellt“, setzten sich bereits zwei Züge der Bereitschaftspolizei aus Alsterdorf Richtung Schanzenviertel in Bewegung. Dabelstein hatte mittlerweile - wohl nicht zuletzt auf Druck der Innenbehörde - Strafantrag gestellt. Im Präsidium kursiert nämlich ein Strategiepapier, wenn eine Hausbesetzung zu lange geduldet werde, daß dann die Besetzer nicht mehr durch schlichten Strafantrag, sondern nur durch richterliche Räumungsverfügung vor die Tür gesetzt werden dürfen. Daher übt die Polizei seit einem Jahr bei Besetzungen gern Druck auf Hausbesitzer aus. Die Drohung: Wenn nicht sofort Strafantrag gestellt werde, kommen wir gar nicht mehr! Von Dabelstein selbst war dazu gestern keine Stellungnahme zu erhalten. Er hatte am Freitag gegenüber der taz allerdings angekündigt, in dem Laue-Areal des Sanierungsviertels sei ein Gebäude für alternatives Wohnen reserviert.

Um 10.30 Uhr stürmten dann rund 50 BeamtInnen in einer Blitzaktion das Areal, trafen jedoch vor dem Gebäude ein nur knappes Dutzend Männer und Frauen beim Frühstücken an. Von zwei Personen, die gerade die Häuser inspizierten, wurden Personalien aufgenommen. In akrobatischen Seilakten auf dem Gerüst „Ent-Transparentierten“ die PolizistInnen die Häuserzeile.

Hingegen ist die symbolische Besetzung der Pinnasberg-Häuser in St. Pauli-Süd ohne Polizeieinwirken am Sonntag abend beendet worden. Inzwischen haben sich namhafte Sanierungsträger wie „Stattbau“ und die „Lawaetzstiftung“ sowie der „Hafenrand Verein“ und die „Kritischen PolizistInnen“ gegen den Abriß der Gebäude ausgesprochen. Statt dessen solle in der historischen Häuserzeile alternatives Wohnen realisiert werden. Das letzte Wort könnte nun SPD-Kultursenatorin Christine Weiss haben: Sie könnte nach dem Vorbild ihres Vorgängers Ingo von Münch (FDP), der kurzerhand den Abriß der historischen Wohlwillterrasse stoppte, einfach den Pinnasberg wegen des „typischen Elbpanoramas“ unter Denkmalschutz stellen. Kai von Appen

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen