Wo bleibt die Weltoffenheit

KOMMENTAR

Wo bleibt die Weltoffenheit

Es gibt ein altes Sprichwort: „Wenn eine Katze im Fischladen Junge kriegt, dann bringt sie Katzen und keine Fische zur Welt.“ Auf den Menschen ist diese Formel jedoch nicht so einfach übertragbar. Wenn eine Türkin in Deutschland Kinder bekommt, dann haben diese zwar formal die türkische Staatsbürgerschaft — mehr aber nicht. Denn wenn die Sprößlinge ihre Kindheit in Deutschland verbracht haben, dürften sie als Jugendliche mehr „deutsche“ als „türkische“ Eigenschaften besitzen — zumindest wenn sie der hiesigen Kultur einigermaßen aufgeschlossen gegenüberstehen.

Eine derartige Offenheit, Weltoffenheit im besten Sinne, lassen Hamburgs Unternehmen auf der anderen Seite vermissen. Sie denken immer noch in den Kategorien vergangener Jahrzehnte, als Südländer exotisch waren. Und Exotisches wollte man bestenfalls im Urlaub sehen, nicht aber den ganzen Tag am Schalter oder am Arbeitsplatz.

Doch gerade Industrielle und Wirtschaftsführer, die von einem grenzenlosen EG-Binnenmarkt träumen, müssen endlich akzeptieren, daß diese Freizügigkeit und die damit verbundene multikulturelle Gesellschaft nicht vor den eigenen Betriebstoren haltmacht. Ausländische Jugendliche dürfen daher bei der Lehrstellenvergabe nicht wegen ihrer Nationalität weiter benachteiligt werden. Kai von Appen

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