: Umgedrehte Kommode für 2 Stunden Wasser
■ Stadtwerke stellten sanierten Wasserturm auf dem Werder vor / Nur alle Jahre mal benötigt
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Blick über's Land
Auf der Kommode und im Wasserturm (s.u.)Fotos: Jörg Oberheide
Die „umgedrehte Kommode“ auf dem Werder ist frisch poliert. Für drei Millionen Mark haben die Bremer Stadtwerke den Wasserturm an der Weser in den letzten drei Jahren saniert und erneuert. Jetzt ist das Gebäude seine Gerüste los, doch für die Öffentlichkeit bleibt es weiter verschlossen.
Seit über hundert Jahren sichert der Turm die Wasserversorgung Bremens. Von 1870 bis 1873 wurde er auf dem Werder
erbaut, als Ingenieure die Wasserversorgung der schnell wachsenden Stadt Bremen neu und zentral organisierten. 100.000 Einwohner mußten zu dem Zeitpunkt mit Weserwasser versorgt werden, das in Filterbecken aufbereitet wurde. 960.000 Reichstaler kostete die Anlage aus Filterbecken und Druckturm, die 1873 in Betrieb ging.
Nur für's Auge wurde der Druckturm so gebaut, wie er
heute dasteht: Eine Wasserburg aus rotem Backstein, von grünem Wein berankt. Da Militarismus damals in war, baute man Wehrtürmchen, Schießscharten und Pechgießlöcher ein. Auch Fenster und Fassadenvorsprünge sind nur Dekoration, mit einer architektonischen Gliederung des Innenraums haben sie nichts zu tun. Durch eher provisorische Zwischenböden sind innerhalb des Turms kleine Hallen entstan den. „Für Veranstaltungen sind diese Räume aber allein aus feuerpolizeilichen Gründen nicht nutzbar“, erklärt Jürgen Schoer, Leiter der Abteilung Wasserbeschaffung der Stadtwerke.
In einem der vier Ecktürme führt eine steile Wendeltreppe auf's Dach, von wo aus Jürgen Schoer und seine Mitarbeiter die Aussicht auf die Bremer Altstadt, die Weser und die Filterbecken genießen können. Weserwasser wird dort schon lange nicht mehr gereinigt. Aus Bremer Wasserhähnen fließt heute nur noch Grundwasser. Die sommerliche Trockenheit machte darum den Stadtwerken auch kein Kopfzerbrechen, denn die Grundwasserversorgung ist durch Winter- und Herbstregen gesichert. Ohrenbetäubend brummen die
Elektropumpen, die das Wasser in den Versorgungskreislauf einspeisen. Der 50er-Jahre- Charme der Pumphalle entzückt auch den Leiter der Abteilung Wasserbeschaffung.
Da Wasser die unangenehme Eigenschaft hat, Feuchtigkeit zu verbreiten, mußten die Turmmauern ausgebessert und gereinigt werden. Auch das von Pilzen und Schwämmen bewachsene Dach wurde erneuert. Und um für die Zukunft vorzubeugen, wurde das Gebäude mit Silikatlösung imprägniert und der Wasserbehälter von oben mit Edelstahl abgedeckt. Um die auf dem Turm brütenden Falken bei den Renovierungsarbeiten nicht zu verscheuchen, wurde an den Mauern nur in der zweiten Jahreshälfte gearbeitet, wenn die jungen Turmfalken bereits flügge waren, berichtet Jürgen Schoer. Und weil die Stadtwerke ihre Falken so sehr lieben, bauten sie ihnen sogar neue Nistplätze. Das Wesentliche bleibt dem Auge mal wieder verborgen: In zwei großen blauen Stahlkesseln ruhen insgesamt zweieinhalb Millionen Kubikmeter Wasser, die nur dann zum Einsatz kommen, wenn sämtliche elektrischen Pumpen in der Wasserversorgung der Hansestadt versagen — zum Beispiel bei totalem Stromausfall. In den letzten zehn Jahren kam das ungefähr dreimal vor, schätzt der zuständige Abteilungsleiter. Dann reicht die Notreserve im 35 Meter über dem Boden erbauten Druckbehälter für maximal zwei Stunden. Diemut Roether
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