Widerstand gegen Truppenübungsplätze

■ Bundeswehr beklagt sich über Kommunen/ General von Scheven »entsetzt« über Bevölkerung in der Ex-DDR

Berlin. Zunehmenden Widerstand der Kommunen und der Bevölkerung gegen die Übernahme ostdeutscher Truppenübungsplätze durch die Bundeswehr hat der Befehlshaber des Territorialkommandos Ost, Generalleutnant Werner von Scheven, beklagt. Er sei »entsetzt« über die »schroffen Reaktionen aus manchen Kreisen«, sagte er gestern auf einer Pressekonferenz in Berlin. [Tja, woher das wohl kommt? d. säzzer] Die Bundeswehr werde häufig als eine »Besatzerarmee« und eine »Armee der Mächtigen im Staate« angesehen. Sie verstehe sich aber als eine »Volksarmee«.

Naturschützer hörten »in geradezu verbissener Weise weg«, wenn die Bundeswehr ihre Argumente anbringe, kritisierte der General. Erfahrungen zeigten jedoch, daß sich Naturschutz und Truppenübungsplätze »nicht ausschließen, sondern einander bedingen«. Die Bundeswehr sei zu jeder Diskussion bereit, verlange aber ihrerseits eine »Versachlichung« der Auseinandersetzung.

Obwohl Verteidigungsminister Volker Rühe das Truppenübungsplatzkonzept Ende Juni gebilligt habe, sei noch keine endgültige Entscheidung gefallen. »Erhebliche Auseinandersetzungen« sind nach den Worten von Scheves noch um die Colbitz-Letzlinger Heide bei Magdeburg sowie um die Übungsplätze Wittstock und Wünsdorf zu erwarten.

Die deutsche Vereinigung habe erst die Möglichkeit geschaffen, daß großangelegte Übungen nur noch auf militärischem Gelände stattfinden können, betonte der General. Im Osten Deutschlands gebe es genügend ausgedehnte Truppenübungsplätze. Vor der Wende hätten in Westdeutschland regelmäßig Manöver außerhalb militärischer Liegenschaften durchgeführt werden müssen. Von den bislang 370.000 Hektar, die auf ostdeutschem Gebiet durch ehemalige Sowjet- oder NVA- Truppen genutzt wurden, seien aber nur noch rund 110.000 Hektar für eine militärische Nutzung vorgesehen.

Wie von Scheven weiter sagte, seien von den 43.000 Soldaten im Ost-Korps 26.000 Grundwehrdienstleistende. Rund 2.700 seien Soldaten auf Zeit. Von den 17.000 Längerdienenden seien 3.000 aus dem Westen. Bei den Stabsoffizieren käme jeder zweite aus den alten Bundesländern, und die 13 Generäle seien alle aus Westdeutschland.

Künftig sei auch im Ost-Korps eine »Durchmischung« von Soldaten aus Ost und West vorgesehen. Bei der bevorstehenden Einberufung sollen erstmals Soldaten aus den alten Bundesländern zum Grundwehrdienst nach Thüringen eingezogen werden. epd/taz