piwik no script img

Nach dem Fehlstart das Loch

■ Das Pech des Seglers Wolfgang Hunger: Mit dem Segel platzt der Traum vom Gold

Barcelona (dpa) — Der „Hingsen der Segler“ war nach dem doppelten Pech am ersten Segel-Tag vor Barcelona nur noch Olympia-Tourist. „Ein Unglück kommt selten allein“, befand 470er-Steuermann Wolfgang Hunger aus Strande am Tag nach der Pleite, die an die drei Fehlstarts von Jürgen Hingsen beim Zehnkampf- Auftakt 1988 in Seoul über 100 m erinnerte. Nach einem Fehlstart und einem Loch im Spinnaker war der Traum vom Gold schon nach den ersten beiden Regatten für den Doppel- Weltmeister geplatzt. „Wir haben“, so der Berliner Vorschoter Rolf Schmidt, „nun viel Zeit.“

Schon in der Nacht vor dem ersten Rennen hatte Mediziner Hunger geahnt, daß er auch im dritten Anlauf keine Chance auf Edelmetall haben würde. Der Arzt lag mit einer fiebrigen Magen-Darm-Erkrankung auf der Krankenstation im Olympischen Dorf am Tropf.

„Vielleicht wäre der Frühstart nicht passiert, wenn ich klar im Kopf gewesen wäre“, sagte Hunger später. Doch Trainer Frank Butzmann hatte über einen Zeitraum von drei Jahren Stärken und Schwächen der Medaillen-Favoriten analysiert und kam zu dem Ergebnis, daß es „psychologische Probleme mit dem ersten Start gibt“. Doch bislang hatte das Duo das Manko ausgleichen können. Als die beiden Segler 1990 und 1991 Weltmeister wurden, gab es einmal einen Fehlstart, dann kamen sie weit abgeschlagen ins Ziel — und verdauten den Schock.

Bei Olympia kam Pech hinzu. Ein „Riesenloch“ (Schmidt) im Spinnaker — das ist normalerweise so selten wie ein Sechser im Lotto. Doch schon im Training war ein Segel des benutzten Fabrikates gerissen. „Ob der neue Spinnaker hält“, hatte sich Hunger gefragt, aber trotzdem das Spiel gewagt: „Er war sehr schnell. So etwas passiert nur einmal.“ Immerhin segelt der siebenmalige Kieler-Woche-Sieger schon seit zwölf Jahren mit dem Material dieser Firma und hatte den neuen Spinnaker auch schon sechsmal problemlos aufgezogen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen