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UNO erwägt Schutzzonen in „Jugoslawien“

Flüchtlingswerk der UNO diskutiert konkreten Aktionsplan zur Lösung des Flüchtlingsproblems/ Verschärfung der Situation erwartet: Zahl der Flüchtlinge könnte von 2,5 auf 3,5 Millionen ansteigen  ■ Aus Genf Andreas Zumach

Das UNO-Flüchtlingshochkommissariat, das Katastrophenhilfswerk der Vereinten Nationen und die anderen internationalen Hilfsorganisationen in Genf bereiten sich auf eine lange Dauer und eine Verschärfung der Flüchtlingssituation im ehemaligen Jugoslawien vor. Anfang nächster Wochen sollen zwei Delegationen der humanitären Organisationen nach Kroatien, Slowenien, Serbien, Bosnien-Herzegowina und Mazedonien reisen und den genauen Bedarf für die Versorgung von Flüchtlingen im Winter und die dafür notwendigen Finanzen ermitteln. Das beschlossen Vertreter von zehn UNO-Hilfsorganisationen gestern auf einem ersten Folgetreffen zur Genfer Flüchtlingskonferenz. Bei einer anschließenden Sitzung von Vertreter aus 38 der 52 Staaten, die an der Konferenz teilgenommen hatten, wurde deutlich, daß die Unterstützung für die Einrichtung von Schutzzonen für Vertriebene auf dem Territorium des ehemaligen Jugoslawiens zunimmt. Eine Entscheidung hierüber muß allerdings der UNO-Sicherheitsrat in New York treffen.

Die beiden Delegationen sollen unter anderem ermitteln, ob es ausreicht, die Flüchtlinge im Winter in isolierten Zelten unterzubringen, oder ob feste Behausungen gebaut werden müssen. Das Flüchtlingshochkommissariat geht davon aus, daß derzeit bereits rund 500.000 Menschen in Unterkünften leben, die nicht winterfest sind. Die pessimistischste Einschätzung bei UNHCR lautet: Bis zum Oktober oder November, wenn die winterfesten Unterkünfte zur Verfügung stehen müssen, könnte die Zahl der Flüchtlinge von heute rund 2,5 Millionen auf 3,5 Millionen ansteigen.

Hinsichtlich der Schutzzonen für Flüchtlinge müßte der Sicherheitsrat vor allem die Frage der Absicherung klären. Sollen regelrechte UNO- Blauhelme entsandt werden oder nur UNO-Wachmänner, wie im Fall der Schutzzone für die Kurden im Norden Iraks? Es gibt allerdings auch ein politisches Dilemma: Wie läßt sich vermeiden, daß die Schutzzonen sich de facto als Unterstützung der serbischen Politik der „ethnischen Säuberung“ auswirken? Die Gefahr bestünde, wenn die Flüchtlinge getrennt nach „etnischen Zugehörigkeiten“ in den Schutzzonen untergebracht werden.

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