Immer mehr Bürger für Sonne und Wind

■ Bei Programmen für erneuerbare Energien höhere Zahl von Anträgen als Bundesregierung bewilligen will/ Mecklenburg-Vorpommern plant, Wind intensiv zu nutzen/ Solarzellen statt Dachpfannen

Bonn (AP) — Immer mehr Bundesbürger sind bereit, ohne Rücksicht auf den eigenen Geldbeutel aktiv zur umweltschonenden Stromerzeugung beizutragen. Bundesforschungsminister Heinz Riesenhuber (CDU) sagte gestern: „Bei unserem 250-Megawatt-Windenergieprogramm haben wir schon jetzt viermal so viele Anträge wie wir bewilligen können, und für unser 1.000-Dächer-Solarzellen-Programm haben sich bereits mehr als 2.700 Antragsteller beworben.“

Beide Programme dienen nach Angaben des Ministers dazu, Betriebserfahrungen mit den verschiedenen Techniken zur Nutzung erneuerbarer Energien zu sammeln. Während sich die photovoltaischen Solarzellen zur direkten Umwandlung von Sonnenlicht in Strom noch immer nicht rentierten, sei die Windenergie der Wirtschaftlichkeit schon sehr nahe. Das gelte insbesondere für mittelgroße Anlagen zwischen 100 und 300 Kilowatt (kW) Nennleistung an windgünstigen Küsten-Standorten.

Jede von einer Windkraft- oder Solarzellen-Anlage erzeugte Kilowattstunde Strom erspare der Umwelt im Vergleich zum Strom aus Kohle ein Kilogramm des Treibhausgases Kohlendioxid. Wichtig sei jetzt für eine breitere Nutzung der Wind- wie der Sonnenenergie, daß die Forschung und der Übergang zur Massenproduktion die Kosten pro Kilowattstunde Strom noch weiter verringerten.

Nach Angaben des Ministers sind zum 250-Megawatt-Wind-Programm bereits Anträge für etwa 6.000 Anlagen mit einer Gesamtleistung von 1.000MW eingegangen. Bewilligt wurden bisher 1.000 Anlagen mit zusammen 100MW. Die vorgesehene Gesamtkapazität von 250MW soll 1996 erreicht sein. Erfreulich nannte Riesenhuber das Interesse in den neuen Bundesländern. So liege das windgünstige Küstenland Mecklenburg-Vorpommern mit beantragten 81MW auf Platz drei der Antragsteller.

Die Betreiber der geförderten Windkraftanlagen erhalten vom Bund zehn Jahre lang für selbst genutzten Strom acht Pfennig pro Kilowattstunde (kWh). Speisen sie den Strom in das öffentliche Netz ein, bekommen sie sechs Pfennig pro kWh vom Staat und 16,6 Pfennig vom zuständigen Elektrizitätsversorgungsunternehmen. Bestimmte Personengruppen wie Landwirte können statt dessen auch einen von der Größe der Anlage abhängigen einmaligen Investitionskostenzuschuß von bis zu 90.000 Mark erhalten.

Im 1.000-Dächer-Solarzellen- Programm liegen laut Riesenhuber bislang trotz der relativ hohen Anlagenkosten 2.700 Anträge auf dem Tisch. 1.000 davon sind bewilligt, 500 Anlagen mit einer Spitzenleistung von zusammen 1,1MW bereits installiert. Als Investitionskosten muß nach Angaben des Ministers derzeit mit 27.000 Mark pro installiertem Kilowatt Leistung gerechnet werden. Eine 2,4-kW-Anlage würde demnach 64.800 Mark kosten.

50 Prozent Zuschuß kommen aus dem Forschungsetat und 20 Prozent vom jeweiligen Land, so daß der Betreiber 30 Prozent oder 19.440 Mark selbst bezahlen muß. Die Amortisation dieser Eigeninvestition würde nach Berechnungen von Experten ohne Berücksichtigung von Reparatur-, Wartungs- und Zinskosten bei einer Ausbeute von 2.400 kWh im Jahr und eingesparten Stromkosten von 20 Pfennig pro kWh aber immer noch 40 Jahre dauern.