piwik no script img

Liebe zu Dreckschleudern

■ Finanzielle Anreize zur Kat-Anschaffung und dem Kauf schadstoffarmer Autos wurden wenig wahrgenommen

Bonn (AP) — Trotz jahrelanger steuerlicher Förderung von schadstoffarmen Autos und bleifreiem Benzin fährt noch immer mehr als jeder zweite Deutsche eine Dreckschleuder. Einen Tag vor dem Auslaufen der Subvention von Kat- Nachrüstungen und besonders schadstoffarmen Dieselautos war das Bundesumweltministerium enttäuscht von der geringen Resonanz. „Was das Auto angeht, liegt beim Umweltbewußtsein der Deutschen noch immer viel im argen“, sagte Ministeriumssprecher Franz- August Emde gestern.

Von den gut 31 Millionen Personenwagen, die Anfang 1992 in den alten Bundesländern zugelassen waren, bliesen nach Angaben des Kraftfahrtbundesamtes 20 Millionen die Abgase ungefiltert in die Luft. Von den 27 Millionen Benzinern hatten gar nur 5,7 Millionen einen geregelten und 200.000 einen ungeregelten Katalysator. Von den 4,2 Millionen Dieselwagen galten immerhin fast 3,9 Millionen als schadstoffarm.

Die jahrelangen Bemühungen des Staates, den Autofahrern ökologisch verantwortungsvolleres Verhalten schmackhaft zu machen, ist offenbar gescheitert: Seit dem 1. Juli 1985 galt für schadstoffarme Autos ein erheblich niedriger Satz bei der Kfz-Steuer. Pro angefangenem 100 Kubikzentimeter Hubraum sind für einen Kat-Wagen derzeit noch 13,20 Mark zu zahlen, die anderen kosten 18,80 Mark oder — sofern sie nach dem 1. Januar 1986 erstmals zugelassen sind — sogar 21,60 Mark. Ähnlich sieht es bei Dieselfahrzeugen aus. Das für den Kat notwendige unverbleite Benzin wird niedriger besteuert als verbleites: gegenwärtig mit 82 gegenüber 92 Pfennig pro Liter.

Ab 1. Dezember 1989 hatte Vater Staat zusätzlich den kostenlosen Einbau eines Schadstoffilters bezahlt, um in die niedrigere Kfz- Steuerklasse zu kommen. Nur 880.000 Autobesitzer nahmen das jetzt auslaufende Angebot an; über 500 Millionen Mark wurden dafür aufgewendet.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen