Ein Wohnungsbrand und seine Folgen

■ Vor einem Jahr verloren Dulsberger MieterInnen durch ein Feuer ihre Wohnungen / Statt Hilfe hagelte es nichts als Ärger

durch ein Feuer ihre Wohnungen / Statt Hilfe hagelte es nichts als Ärger

Nicht jedem Jubiläum liegt ein freudiges Ereignis zugrunde — die MieterInnen der Schlettstadter Straße 3-5 (Dulsberg) feierten am Samstag einen eher traurigen Jahrestag. Genau ein Jahr ist es her, daß die BewohnerInnen der Häuserzeile ihr Obdach verloren: Ein Dachstuhlbrand und der anschließende Löscheinsatz machten ihre Wohnungen unbewohnbar. Rund 100 Menschen standen von einer Stunde zur nächsten vor der Frage: „Wo sollen wir in der kommenden Nacht schlafen?“

Manfred Wazel hatte Glück im Unglück: Aus dem Urlaub zurückgekehrt, stand er mit seinem Gepäck in der Wohnungstür und mochte seinen Augen kaum trauen. In der neu renovierten Wohnung stand das Wasser zentimeterhoch. Doch er konnte bei seiner Freundin unterkommen - ein ähnlicher Ausweg stand jedoch nicht allen LeidensgenossInnen offen. So mußten manche in den beschädigten Zimmern ohne Strom übernachten, einige wurden an Jugendherberge oder Männerwohnheime verwiesen, andere bekamen leere Wohnungen in der gegenüberliegenden Häuserzeile angeboten. Hier hausten sie dann zu dritt auf 40 Quadratmetern: Kennengelernt hatten sie sich erst in der Unglücksnacht.

Über viel Hilfe bei der Suche nach einer neuen Unterkunft konnten sich die meisten von ihnen nicht freuen. Auch die Hauseigentümerin, die Siedlungsgesellschaft Hermann und Paul Frank KG, habe ihnen eher Knüppel zwischen die Beine geworfen, beklagt sich Wazel. Gleich nach dem Brand hatte sie die MieterInnen mit einem Schreiben geschockt: Die Wohnungen seien schnellstmöglich zu räumen, anderweitig werde man dies selbst auf ihre Kosten tun. „Erst auf unseren Druck und nach Intervention des Ortsamtes stellte sich die Frank KG bereit, 20 von uns drüben in den leeren Wohnungen unterzubringen“, berichtet Wazel.

Zuvor mußten sie jedoch schriftlich erklären, daß sie auf alle Schadensersatzansprüche gegen Frank verzichteten. Die Klausel schien offenbar eine Reaktion auf Schilderungen der BewohnerInnen in der Presse zu sein: Nach dem Feuer hatten sie berichtet, daß der Dachstuhl trotz einer Mahnung der Brandschutzabteilung vom Vermieter nicht geräumt worden war. So wurde er schließlich zum fruchtbaren Brandherd. Gemäß ihres Mietvertages hätte die Frank KG für Feuerschäden haften müssen, hätte man ihr grobe Vernachlässigung des Grundstücks nachweisen können. Ein Rechtsweg, den die MieterInnen bislang gescheut haben.

Zuviele Problem hätten sie im vergangenen Jahr mit dem Vermieter auszutragen gehabt, klagt Wazel. Einige, die in den Notwohnungen leben, wüßten bis heute noch nicht, ob sie in ihre alte Wohnung zurückkehren dürften. Ein Gerüst zur Renovierung der Außenfassade wurde erst vor zwei Wochen angebracht - wann die Wohnungen

wieder bezugsfertig sein werden, weiß niemand. Zahlreiche Aktenordner mit Schriftwechseln haben viele von ihnen angelegt: „Nach einem Wohnungsbrand mußt du dir zuerst einen guten Anwalt suchen“, erklärt eine der Betroffenen. Ein Gutes habe das Unglück jedoch mit sich gebracht: „Die Hilfsbereitschaft unter uns ist unheimlich stark.“ Sannah Koch