„Nur eine Handbreit“

■ Gold und Bronze für Hallenser Speerwerferinnen, Devers (USA) Königin im Sprint, Doping-Vorwürfe von Torrence

Barcelona (dpa) — Mit Gold für Silke Renk und Bronze für ihre Hallenser Vereinskameradin Karen Forkel wurde am Samstag in Barcelona ein olympischer Leichtathletik-Tag gekrönt, bei dem König Juan Carlos auch bei den 100 Metern der Frauen eine Überraschenung erlebte: Im Sprint gewann die amerikanische Hürdenspezialistin Gail Devers. Das letzte Gold des zweiten Leichtathletik-Tages holte sich im Marathonlauf der Damen Walentina Jegorowa (GUS).

„Ich kann es gar nicht fassen, was mir da im letzten Versuch gelungen ist“, sagte die 25jährige Olympiasiegerin aus Halle nach ihren Freudentänzen, „das war ja nur eine Handbreit. Ich bin überglücklich.“ Mit 68,34 m hatte sie die letzte Chance genutzt, um die von Beginn der Konkurrenz an führende Natalja Schikolenko (GUS/68,26) noch zu übertreffen. Nach ihr warf nur noch Karen Forkel, so daß der deutsche Sieg auf jeden Fall feststand. Es änderte sich nichts, doch Karen Forkels 66,86m im fünften Versuch brachten Bronze.

Gail Devers distanzierte in 10,82 Sekunden alle Favoritinnen. Dabei mußte Merlene Ottey (Jamaika) auch in Abwesenheit von Katrin Krabbe eine neue schwere Niederlage hinnehmen. In 10,88 Sekunden belegte sie nur Platz fünf. Gleich nach dem 100-m-Rennen der Frauen erhob die als Vierte ohne Medaille gebliebene zweimalige Vize-Weltmeisterin von Tokio, Gwen Torrence, schwere Vorwürfe. „Drei in diesem Rennen waren nicht sauber“, sagte die 27jährige, „zwei von ihnen stehen über mir.“ Zur Siegerin: „Für Gail ist es super und für Amerika ein wichtiger Erfolg.“

„Ich kann es nicht glauben“, jubelte Trainer Bob Kersee, „sie hat das Rennen gestohlen.“ Wie eine Diebin fühlte sich Gail Devers aber nicht, im Gegenteil: Sie führte wahre Freudentänze auf. Die Hürden-Spezialistin hatte in der Tat allen Favoritinnen die Show gestohlen. Hinter der 25jährigen gewann Juliet Cuthbert (Jamaika/10,83) genauso überraschend Silber vor Irina Priwalowa (GUS/10,84).

Walentina Jegorowa benötigte für ihren Siegeslauf über die 42,195 Kilometer 2:32:41 Stunden. Die Vize- Europameisterin ließ die japanische WM-Vierte Yuko Arimori und die Neuseeländerin Mary Lorraine Möller deutlich hinter sich. Bei mehr als 30 Grad und hoher Luftfeuchtigkeit am Abend kam die Leipziger WM- Dritte Kathrin Dörre auf den sechsten Platz.

Zur großen Enttäuschung für das Team des Deutschen Leichtathletik- Verbandes (DLV) wurden die 800m der Frauen. Das Finale findet ohne das einst fast unschlagbare Duo Sigrun Grau (Neubrandenburg) und Christine Wachtel (Rostock) statt. Im Dreisprung fehlten Ralf Jaros (Wattenscheid) als 13. der Qualifikation mit 16,89 m zwei Zentimeter für den Einzug ins Finale.