piwik no script img

Denksportaufgabe a la Bundesbahn

■ taz-Serie über Freud und Leid der schienengebundenen Pendler (9): Wenn ein leerer Zug mit kaputter Lokomotive plötzlich fahren kann

Denksportaufgabe à la Bundesbahn

taz-Serie über Freud und Leid der schienengebundenen Pendler (9):

Wenn ein leerer Zug mit kaputter Lokomotive plötzlich fahren kann

Wir schienengebundenen Pendler sind durchaus rätselfreudige Menschen. Das Auflösen derartiger Konstrukte, wie sie in eigens darauf spezialisierten Groschenheften verbreitet werden, hilft vielen von uns über so manche Verspätung hinweg. Mit den Denksportaufgaben aber, die uns die Deutsche Bundesbahn gelegentlich präsentiert, ist unser Fassungsvermögen deutlich überfordert. So wie am Donnerstag der vorigen Woche auf dem Bahnhof Altona.

Der fahrplanmäßige Eilzug nach Kiel war fast pünktlich losgefahren, kam aber nur wenige hundert Meter weit: Lokomotiven-Schaden. Also wurde er von einer Rangierlok zurück in den Bahnhof gezogen. Per Lautsprecher wurden die Fahrgäste aufgefordert, in einen zur Abfahrt bereitstehenden InterRegio nach Flensburg zu steigen und in Neumünster in einen Nahverkehrszug Richtung schleswig-holsteinischer Landeshauptstadt zu wechseln. Das klang durchdacht und überhaupt nicht rätselhaft.

Für das dann Folgende ist eine

Vorabinformation notwendig: Die Bahnstrecke von Altona nach Neumünster ist eingleisig, kein Zug kann einen anderen überholen — so etwas läßt sich nur auf den Bahnhöfen in Elmshorn oder Wrist organisieren.

Die Reisenden nach Kiel hatten sich also bei drückender Schwüle in den ohnehin von Urlaubern gut gefüllten Zug nach Flensburg gequetscht und warteten genervt auf die inzwischen längst überfällige Abfahrt des Gefährts. Dabei hatten sie ihr auf dem Nebengleis stehendes planmäßiges Transportgerät vor Augen, den kaputten Eilzug. Aber nicht lange. Denn plötzlich fuhr dieses menschenleere Bahnobjekt los — in Richtung Kiel und auf dem einzigen Gleis Richtung Kiel. Der überfüllte InterRegio mußte noch eine Weile warten und dann hinter dem Zug mit der defekten Lokomotive herzockeln. Mit vielen unvorhergesehenen Stopps natürlich, der leere Eilzug nach Kiel hatte schließlich immer noch keine ganz gesunde Lokomotive. Jürgen Oetting

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen