: »Beeindruckende Resonanz«
■ Die ersten Erfahrungen mit dem »Bürgertelefon« für die Vermittlung von Hilfe und Privatquartieren für Flüchtlinge sind positiv/ Aber noch keine Quartiere vermittelt
Berlin. Die ersten Erfahrungen mit dem »Bürgertelefon« sind noch positiver als erwartet. Das mit vier Leitungen ausgerüstete Telefon, das beim Deutschen Roten Kreuz für die Vermittlung von Privatquartieren und Hilfsangeboten für Kriegsflüchtlinge eingerichtet wurde, klingelt ununterbrochen. In der letzten Woche gingen rund tausend Anrufe ein. Und die Angebote sind, anders als von manchen befürchtet, in vielen Fällen erstaunlich realistisch und qualifiziert. Anrufer, die sich eine »junge hübsche Frau« wünschen oder »sich ihr Kind gleich vom Bahnhof abholen wollen«, wie einmal von seiten der Sozialbehörde formuliert, sind anscheinend nur eine kleine Minderheit.
Birgit Amman von der Flüchtlingsberatungsstelle der Arbeiterwohlfahrt, die dort wie viele ihrer KollegInnen aus Wohlfahrtsorganisationen einsprang, zeigte sich beeindruckt von der Resonanz. Viele hätten geradezu professionelle Hilfe angeboten: Sie beherrschten die Sprache; sie hätten Bekannte, die die Flüchtlinge tagsüber betreuen könnten; sie wollten eine ganze Familie beherbergen. Auch diejenigen, die nur ein Einzelkind aufnehmen wollten — ein unrealistischer Wunsch, weil die Flüchtlinge in größeren und kleineren Familien anreisen —, hätten gute Gründe gehabt: Sie hätten wenig Platz, wollten aber etwas tun; sie hätten selbst Kinder; ein Waisenkind sei leichter zu integrieren.
Allerdings seien bislang noch keine Flüchtlinge in Privatquartiere gezogen, gab Eva-Maria Wehling, Pressesprecherin des Deutschen Roten Kreuzes, gestern bekannt. Unter anderem deshalb, weil die meisten Hilfswilligen nur ein oder zwei Personen aufzunehmen anboten. Am Wochenende seien jedoch Kleider- und Spielzeugspenden in die Heime gebracht worden.
Viele Menschen bringen ihre Geldspenden oder Spielsachen einfach bei den Wohlfahrtsorganisationen vorbei — inzwischen so viel, daß sich bei der Flüchtlingsberatungsstelle der Arbeiterwohlfahrt in der Eisenacher Straße 78 das Spielzeug stapelt. Wer davon etwas braucht, um es an die Richtigen zu vermitteln, möge es sich abholen. Die MitarbeiterInnen in diesen Organisationen hoffen nun, daß sich diese positive Haltung erhält — auch gegenüber anderen Flüchtlingen und Asylsuchenden in diesem Land. »Plötzlich wollen nun alle den Scheinasylanten helfen«, brachte eine Kollegin ironisch die Sache auf den Punkt. usche
Bürgertelefon beim DRK: 8500593.
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