■ Fehlstart: Rucksack als Risiko
Um ein Haar wäre Schluß gewesen mit der olympischen Berichterstattung: Der Rucksack mit dem Laptop stand vereinsamt auf der Tribüne, während sich die Reporterin bei der Pressekonferenz befand. Der Moment für die allgegenwärtigen Sicherheitskräfte war gekommen: Vier Polizisten kreisten das gute Teil unauffällig ein.
Der erste holte seinen Schlagstock raus und drohte dem Rucksack. Er hielt still. Der zweite Ordnungshüter zeigte mehr Mut: Mit bloßem Finger tippte er den Lederbeutel kurz an und stellte fest: Er reagiert nicht! Und er ist schwer! Und hart! Metallen hart! Ein dritter wollte den Hörtest machen, um etwaiges Ticken zu diagnostizieren, wurde jedoch von seinen Kollegen unter heftigem Geschrei zurückgezerrt.
Rucksack als Risiko
Der vierte zog los, ein Maschinengewehr zu organisieren. Die Sache war beschlossen: Der Rucksack ist ein Sicherheitsrisiko, wahrscheinllich eine Bombe. Er mußte exekutiert werden. Kurz vor der vorbeugenden Notsprengung kehrte ich zurück und erreicht nach halbstündigem Plädoyer die Begnadigung.
Auch die Bombe, die sich beim Reitwettbewerb befand, war eine Enttäuschung. Nach der Sprengung wurde sie als Attrappe enttarnt. Bisher ist nicht bekannt, wer seinen Rucksack vermißt.
Ein echter Fang gelang dagegen einer berittenen Patrouille. Sie erwischten den NOK-Chef Panamas beim schwarzen Kartenverkauf. Im gestrengen Kreuzverhör schwor der Übeltäter beim heiligen olympischen Geist, nur faire Preise verlangt zu haben.
Damit hat sich die Erfolgsbilanz. Die 45.000 Sicherheitskräfte, die schwer bewaffnet den Frieden der friedlichen Spiele gewährleisten sollen, langweilen sich. Unmut macht sich breit. Keine echten Fahndungserfolge, kein nennenswerter Zoff in der Stadt. Das ständige Kontrollieren harmloser Passanten hat seinen Reiz verloren. Und kein Mensch spricht mit ihnen. Bewaffnete Spanier haben in der Hauptstadt Kataloniens von jeher nichts zu lachen. So stehen sie rum wie ein Bataillon unglücklicher Cobis, garniert mit Maschinengewehren und Bleiwesten bei 35Grad im Schatten. Und schwitzen, schwitzen, schwitzen... miß
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