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Alte Bäume zieht es an neue Ufer

■ Die alte Baumschule von Ehren verläßt Nienstedten / Dort wird der Landschaftsgarten des Baron Voght neu entstehen

verläßt Nienstedten / Dort wird der Landschaftsgarten des Baron Voght neu erstehen

Selbst die Hamburger Liegenschaftsverwaltung bezeichnete diese Betriebsverlagerung als „ungewöhnliches Projekt“: Die Baumschule Lorenz von Ehren zieht von Nienstedten nach Harburg-Marmstorf. Dort verkaufte die Stadt dem Traditionsbetrieb eine städtische Fläche — getrieben wohl auch von der Drohung, daß das erfolgreiche Unternehmen mit 30 Millionen Jahresumsatz sich sonst außerhalb Hamburgs niederlassen werde.

Um das nun freiwerdende Gelände westlich des Jenisch-Parks gab es ein langwieriges Ringen. Um die Wiederherstellung des ehemaligen Landschaftsgartens vom Baron Caspar Voght kämpfte die Initiative „Erhaltet Flottbek“ zäh. Sie kann sich jetzt über einen Teilerfolg freuen. Zwar hat der Besitzer der Baumschule mehr als drei Hektar seines Geländes der Victoria-Versicherung verkauft, die dort 20 Wohnhäuser bauen will. Doch die übrigen 7000 Quadratmeter zwischen der Kanzleistraße und dem Quellental erwarb die Stadt: Sie will dort als „wichtigste gartendenkmalpflegerische Maßnahme Hamburgs“ die alten Strukturen des ehemaligen Landschaftsgarten freilegen. Für 5,5 Millionen Mark soll das ehemalige Quellental der Kleinen Flottbek wieder als öffentlicher Park hergerichtet werden. Das verrohrte Flüßchen bekommt dann wider sein ursprüngliches Bett. Baubeginn soll im Herbst nächsten Jahres sein.

Das Ausbuddeln des romantischen Gartens, einst ein beliebtes Ausflusgsziel, wird auch Unromantisches zu Tage bringen. Denn die Senke wurde von der Baumschule von Ehren als Müllkippe benutzt, berichtete gestern Anna Bruns, Abgeordnete der GAL-Fraktion. Dort sollen Autowracks und gar Munitionsreste liegen.

Trotz der auflaufenden Kosten zeigte sich Heinz Schröder, Leiter der Liegenschaftsverwaltung, zufrieden: „Der international bekannte Betrieb bleibt in Hamburg, für den Wohnungsbau werden interessante Flächen frei, und für die Stadt gewinnen wir eine bedeutende Gartenanlage zurück.“

Für Anna Bruns ist die Wiederherstellung des unteren Quellentals jedoch nur ein erster Schritt. Die Maßnahme sei nur dann sinnvoll, wenn auch der übrige „Westerpark“ des Baron Voght einbezogen wird. Dort liegt auch heute noch das Voghtsche Landhaus. Auf den 12 Hektar Land, die von der Umsiedlung der Baumschule nicht be-

1troffen sind, bleiben die Bäume bis mindestens 1999 stehen. Auch diese Flächen, so die GAL-Abgeordnete, seien Teile des Landschaftsgartens und damit ein he-

1rausragendes Denkmal europäischer Gartenkultur.

Auch ist noch abzuwarten, wie dicht die Bebauung der neuen Eigentümerin Victoria-Versicherung

1an den Bachlauf der Kleinen Flottbek heranreicht. Es kann noch sehr eng werden, in der einst so weitläufig angelegten Parklandschaft.

Vera Stadie

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