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Immer weniger Konfirmanden

■ Die mangelnde Resonanz bei Jugendlichen zwingt die Kirche zu neuen Konzepten

Immer weniger Jugendliche in Hamburg lassen sich konfirmieren: In der Zeit von 1985 bis 1990 ist die Zahl der Konfirmanden um mehr als 18 Prozent gesunken. Die „deutliche Abwärtsbewegung“ seit 1985 deutet Jörg Bode, theologischer Leiter des evangelischen Zentrums in Rissen, in einer Studie zur Entwicklung der Konfirmandenzahlen vor allem als großstädtische Entwicklung. Nachdem 1988 noch rund 6500 Jungen und Mädchen in Hamburg konfirmiert wurden, waren es 1990 nur noch knapp 6000. So sei abzusehen, daß in diesem August nur noch etwa 5000 Jugendliche mit dem Konfirmandenunterricht beginnen, sagte Bode.

„Der Rückgang der Konfirmandenzahlen ist das Resultat einer sich immer weiter auflösenden Beziehung zwischen Kirche und Gesellschaft, wie sie in Hamburg besonders signifikant ist“, meinte Bode, der in seinem Amt auch für die Konfirmandenarbeit zuständig ist. Die Anzahl der Konfirmanden sinke bereits seit zehn Jahren, bis 1985 jedoch übereinstimmend mit der demographischen Entwicklung. Bode meint, daß offenbar immer mehr junge Deutsche „auf die Gestaltung eines wie auch immer gearteten Übergangsritus verzichten könnten“.

Rainer Funke, Jugendpastor der evangelischen Jugend in Hamburg, nennt auch die mangelnde religiöse Sozialisation vieler Jugendlicher als Ursache für die sinkenden Konfirmandenzahlen. Mit zunehmenden Kirchenaustritten der Eltern ließen sich auch entsprechend weniger Jugendliche konfirmieren.

Die Hamburger Entwicklung läßt sich für ganz Nordelbien allerdings nicht bestätigen. Oberkirchenrat Gerd Heinrich vom Nordelbischen Kirchenamt in Kiel führt den Rückgang der Konfirmandenzahlen allein auf die demographische Entwicklung zurück. In Schleswig-Holstein, besonders in kleineren Ortschaften und Gemeinden, sei die Konfirmation nach wie vor begehrt und das Bedürfnis nach einem Übergangsritus groß, sagte Heinrich.

In Hamburg wird nach Angaben von Theologen jetzt darüber nachgedacht, wie der Konfirmandenunterricht für Jugendliche attraktiver gestaltet werden könnte. Der Gottesdienst-Pflichtbesuch, der in den sechziger Jahren noch üblich war und per Stempel quittiert wurde, wird schon seit 20 Jahren sukzessive abgeschafft und nur noch in ganz wenigen Gemeinden von den Konfirmanden verlangt. Alternativ würden immer mehr Jugendgottesdienste angeboten, die von den Konfirmanden selber mit vorbereitet und gestaltet werden. dpa

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