: Kabale und Hiebe in der Hartungstraße
■ Neue Kammerspiele: Stephan Barbarino und sein Mäzen Thomas Friese trennen sich "einvernehmlich"
: Stephan Barbarino und sein Mäzen Thomas Friese trennen sich »einvernehmlich«
Die Proben für „Heimatlos“, der Wirtshausoper und Eröffnungsproduktion der neuen Kammerspiele, laufen auf Hochtouren. Und immer lustig feste druff geht es im Traditionshaus an der Hartungstraße auch hinter den Kulissen weiter. Der Optimismus des jungen Intendanten Stephan Barbarino wurde leicht gedämpft. Die „erste Liebe“ unter den Vertragspartnern Barbarino und dem Hamburger Textilkaufmann Thomas Friese (Thomas-i-Punkt) ist vorbei, die „Beziehung“ hat sich als nicht tragfähig erwiesen. Friese hat bisher nach eigenen Angaben 500000 Mark Anschubhilfe für den neuen Betrieb, die B+FTheaterGmbH, ausgelegt. 150000 Mark beträgt darüber hinaus seine Stammkapitaleinlage an der Gesellschaft.
Fast täglich war er in der Hartungstraße, um die Fortschritte der Arbeiten im Bereich der künftigen Gastronomie zu begleiten. Barbarino ging die Anteilnahme seines Geldgebers jedoch zu weit. „Kleinigkeiten“ seien es gewesen, die die beiden schließlich nachhaltig entzweit hätten. Vorgestern rief er deshalb Kultursenatorin Christina Weiss um Vermittlung an.
Die Kulturbehörde unterstützt das 488-Plätze-Haus mit 1,5 Millionen Mark, ein Betrag, mit dem allein eine solche Bühne überhaupt nicht zu betreiben ist. Die Vermittlung zwischen den Streitern führte gestern zur einvernehmlichen Trennung. Sowohl die Kulturbehörde als auch Barbarino rechnen weiterhin fest mit der Eröffnung am 10. September — wenngleich noch unklar ist, wer Frieses Stammkapitaleinlage übernimmt, und niemand weiß, wer den gastronomischen Teil des Unternehmens übernehmen soll, der schließlich maßgeblich die dünne Finanzdecke des Hauses stützen soll. Die CDU-Bürgerschaftsabgeordnete Rena Vahlefeld forderte gestern die Einberufung einer Expertenkommission zur Beurteilung der Lage, der zum Beispiel die Intendanten Jürgen Flimm und Rolf Mares angehören könnten. Vahlefeld wirft der Senatorin vor, ihr Personalkonzept nicht genug durchdacht zu haben. jk
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