: Asexuelle Eiertänze
■ Olympiatagebuch, Teil 9
Normalerweise sind Siegerehrungen ja eine weniger interessante Angelegenheit — es sei denn, man steht auf Hymnen oder greift gerne mal zum Taschentuch. Nun gab es am Mittwoch mal eine, die doch einigen Kitzel versprach. Die Verleihung des güldenen Tellerchens an Khalid Skah, der sich beim 10.000-Meter- Finale der unsportlichen Unterstützung eines Landsmannes bedient hatte.
Doch was machte die ZDF- Regie? Während ein gellendes Pfeifkonzert durchs Stadion tobt, interviewt Wolf Dieter Poschmann einen DLV-Funktionär, weil Katrin mal wieder was im Pipi hatte. Und mit starrem Blick auf die — für uns unsichtbare Siegerehrung — sagt der greise Mann, daß er dazu nichts sagen wolle. Toll! Dank der Erfindung der Radlerhosen gibt's nun auch täglich Schweinkram in der ersten Reihe. In Echtzeit ist's freilich kaum auszumachen, aber die Super-Zeitlupe, vorzugsweise in Nabel- abwärts-Einstellungen, bringt die Eiertänze an den Tag. Was da bei den männlichen Sprint-Stars auf der Zielgerade so an hauteng verpackten Athleten-Gemächten umeineinanderschaukelt, wäre, ginge es nicht um asexuelle Leibesübungen, ein Fall für die Freiwillige Selbstkontrolle. Ab 16 und mit anschließendem Gespräch. Zitat des Zehnkampf-Sterns Paul Meyer: „Ich kann noch gar nich sagen, wat los is, ehrlich.“ Reinhard Lüke
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