: „Von Jelzin gedrängt“
■ Chile rechtfertigt sich für die Abschiebung Honeckers
Santiago (ap) — Die Regierung Chiles ist nach eigener Darstellung vom russischen Präsidenten Boris Jelzin zur Abschiebung des ehemaligen DDR-Staatschefs Erich Honecker aus ihrer Botschaft in Moskau genötigt worden. In einer Sondersitzung des chilenischen Parlamentes rechtfertigte Außenminister Enrique Silva das Verhalten der Regierung: Jelzin habe die chilenische Regierung aufgefordert, Honecker nicht länger Zuflucht zu gewähren. Zur Begründung sei erklärt worden, der ehemalige Staatschef der DDR konspiriere gegen den russischen Präsidenten, seine weitere Anwesenheit wäre eine Gefahr für die Regierung Rußlands. In der Sondersitzung, deren Einberufung von rechtsgerichteten Abgeordneten erzwungen worden war, kam es zu lautstarken Protesten auf der Zuschauertribüne, wo sich die Kritiker der Abschiebung versammelt hatten. Die Polizei räumte schließlich die Tribüne. Die Sitzung wurde nichtöffentlich fortgesetzt, der Sender Radio Chilena konnte aber darüber berichten.
In Chile hält sich gegenwärtig Honeckers Frau Margot auf. Sie war in das südamerikanische Land, in dem ihre verheiratete Tochter Sonja lebt, geflogen, nachdem ihr Mann aus Moskau nach Deutschland abgeschoben worden war.
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