Der Schrecken des Atoms

■ Die Ausstellung Bombensicher zeigt den friedlichen und kriegerischen Nuklearwahn

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friedlichen und kriegerischen Nuklearwahn

Ein Foto von archaischer Kraft: Es zeigt Atomwaffentestgegner aus Semipalatinsk in Kasachstan, die sich unter freiem, stimmungsgeladenem Himmel versammeln und in ihrer Mitte einen Hügel voller Steine aufwerfen. Eine Form der Versammlung, die in Kasachstan auf eine uralte Tradition zurückgeht. Eingefangen hat diesen eindringlichen Augenblick der bekannte Fotokorrespondent der Nachrichtenagentur „Nowosti“ Juri Kuidin. Der 59jährige dokumentiert schon seit Jahren engagiert den Widerstand gegen das mörderische Atomwaffentestgelände bei Semipalatinsk. In jener kasachischen Region haben fast 800 Atombombendetonationen eine halbe Million Menschen verstrahlt. Jedes dritte Kind dort hat Mißbildungen.

Einen Einblick in die Arbeiten von Juri Kuidin bietet die am Donnerstag in der Stadtbücherei Itzehoe eröffnete Fotoausstellung Bombensicher. Zusammen mit anderen Kollegen der weltumspannenden „Atomic Photographers Guild“, einer kritisch-couragierten Fotografenvereinigung, präsentiert er erschütternde Dokumente zum weiten Themenkomplex „friedliche“ und „unfriedliche“ Nutzung der Kernenergie.

Schirmherr der fotografischen Konfrontation mit den sichtbaren und unsichtbaren Folgen des atomaren Wahns ist der schleswig-holsteinische Sozial- und Energieminister Günther Jansen. Im Namen des zur Eröffnung abwesenden Ministers dozierte der Chef der Abteilung Reaktorsicherheit Gustav W. Sauer langatmig an den Fotos vorbei: Er sprach von der „Wissen-

schaft, die ihren ethischen Anspruch nicht verlieren darf“ und von dem „geschärften kritischen Bewußtsein“ derjenigen, die die Ausstellung sähen. Deutlicher wurde da schon der Mitinitiator der Veranstaltung, der Hamburger Fotograf Günther Zint, der zur Ausstellung in Itzehoe, „einem Ort der besonderen Betroffenheit“, Szenen zur bundesdeutschen Antiatomkraftbewegung beisteuerte. Er skizzierte noch einmal den „Krieg in der Wilster Marsch“, forderte ein Mahnmal für die von den Ordnungskräften Geschädigten und sprach sich für eine Amnestie aller Atomkraftgegner aus. Ganz kurz,

sozusagen schmerzlos, machte es Juri Kuidin. Er hob seine Hand und sagte: „Wir müssen die Hände erheben, so daß alle Testgelände auf der Welt geschlossen werden.“ Sprach's und ließ lieber seine Fotos selbst erzählen. Dierk Jensen

Stadtbücherei Itzehoe, Klosterhof 31, bis zum 28.8.