: Neues aus dem Club-Hotel in Burtenbach
■ Richter im Sex-Club
Richter im Sex-Club
Ganz offiziell war am vergangenen Dienstag (4. August) ein Verwaltungsrichter aus Augsburg im Clubhotel St. Tropez in Burtenbach — zum Ortstermin. Das St. Tropez sorgt schon seit Monaten für Schlagzeilen, hatte doch der Pärchenclub die Moral der Burtenbacher erheblich in Wallung gebracht. Das Landratsamt in Günzburg reagierte prompt und untersagte die Nutzung des einstigen Nobelhotels und Tanzclubs als „Pärchenclub für tolerante Paare“.
Kaum hatte der Sexhotel-Betreiber jedoch damit gedroht, ein Asylbewerberheim aus dem Clubhotel St. Tropez zu machen, da sammelten die Nachbarn Unterschriften für den Pärchenclub. Inzwischen haben die Burtenbacher beides: Sexclub und Asylbewerberheim, denn letzteres wurde nur wenige hundert Meter neben dem Clubhotel angemietet.
Doch der Streit um den Sextreff ist noch längst nicht ausgestanden. Jeden Samstag treffen sich „tolerante“ Paare aus ganz Süddeutschland, Österreich und der Schweiz in der 2.200-Seelen-Gemeinde zum Partnertausch auf der berüchtigten „Liebespyramide“. Auch für diesen Samstag lädt der „Verein für Körperkultur und Freizeitgestaltung“ wieder nach Burtenbach ein — dies, obwohl das Landratsamt Günzburg inzwischen Zwangsgelder von 16.000 Mark verhängt und weitere 10.000 Mark angedroht hat.
Der Betreiber des Clubhotels will nun vor dem Verwaltungsgericht Augsburg die Nutzungsänderung durchsetzen. Zu diesem Zweck mußte ein Richter bei einem Ortstermin in der Nobelunterkunft die Einrichtung in Augenschein nehmen. Ein Schild mit der Aufschrift „Geschlossene Gesellschaft“ hing an der Tür des Clubhotels, als zwei Stunden lang Richter und Juristen das Gebäude inspizierten. Einziger Zweck laut Verwaltungsgericht Augsburg: prüfen, ob die Nutzungsuntersagung des Landratsamtes rechtmäßig ist.
Zur Einrichtung des Sex-Treffs wollte der Verwaltungsrichter nichts sagen. Der Baujurist im Landratsamt Günzburg, Thomas Düll, war da schon etwas mitteilsamer. „Es ist weniger spektakulär, als man sich das vorstellt. Im Erdgeschoß ist es eine exklusive, aber eher normale Gastwirtschaft, das Dachgeschoß ist mit ganz normalen Doppelzimmern ausgebaut.“ Viel spannender hingegen ist das erste Geschoß, bekannt aus einer Telefonansage: „Lust auf fremde Haut... bei uns tragen die Damen schöne Reizwäsche... Liebespyramide und Spiegelzimmer.“ Sie wurde tatsächlich vorgefunden, die sogenannte Liebespyramide, bestätigt Thomas Düll. „Das sind übereinandergebaute, abgestufte Betten in verschiedener Anordnung.“
Das Landratsamt sieht sich in seiner Auffassung bestätigt, daß die erkennbare Nutzung des Clubhotels der genehmigten Nutzung zuwiderläuft. Der Anwalt des Betreibers aber vertritt die Ansicht, daß „die Körperbewegungen der Leute in dem Lokal mit dem Baurecht nichts zu tun haben“. Ende September oder Anfang Oktober will das Verwaltungsgericht Augsburg eine Entscheidung fällen. Klaus Wittmann
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