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MONTAG

Eine hübsche Sommergeschichte ist von Patricia Highsmith nicht zu erwarten. Vielmehr legt die Meisterin des Psychothrillers auch in „Der Schrei der Eule“ (WDR 5, 16 Uhr) wieder ihre nervenverschleißenden Fähigkeiten an den Tag. Die Story ist Chabrol-KennerInnen natürlich vertraut: Jenny, ihr Verlobter und ein Spanner: mit dieser Dreiecks- „Idylle“ beginnt auch das Hörspiel. Und alles würde schön wie im wirklichen Leben so weiterlaufen, wenn nicht die junge Dame ihren „voyeur personel“ im Gebüsch entdeckte. Daß sie sich in ihn verliebt, verstößt schon gegen gesellschaftsübliche Spielregeln. Doch auch die Reaktion des enttarnten Verehrers ist ungewöhnlich. Seiner entfernten Idealfrau beraubt, gibt sich der Herr unerwartet unterkühlt. Als dann der Verlobte von der Bildfläche verschwindet und als Wasserleiche wieder auftaucht, stellt sich die Frage, wer von beiden hier genügend Leidenschaft zum Mord mobilisierte.

Wäre der SFB 3-Kulturtermin nicht ein so seriöses Unternehmen, fast könnte der Titel des heutigen Features wie ein Dada-Sprachwitz ankommen: „Kennen Sie den Wurstmann? Erinnerungen an einen formidablen Sprachkritiker der wilhelmischen Ära“. Doch sind die Ausführungen ab 18.30 Uhr sicher ganz ernst gemeint...

Kritik in Form von Kunst gibt's auch um 1.00 Uhr nachts bei DS-Kultur. In seinem grotesken „Wunschprogramm für Riesenschildkröten“ nimmt Erfolgszyniker Ingomar von Kieseritzky auch sein ureigenes Medium, den Rundfunk, aufs Korn. In seiner Parabel läßt Kieseritzky vier gepanzerte Großreptilien mit leichtem Dachschaden aufeinandertreffen: Ihr Defekt ermöglicht den Empfang von Radioprogrammen und gibt so Anlaß zu sarkastischen Rückschlüssen über die Medienkultur.

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