Schülerflut rollt auf Hamburg zu

■ Viele Lehrer gehen in Pension / Die Bausubstanz der Schulen ist marode / Die Kassen sind leer

Bis zum Jahre 2000 wird nach Berechnungen der Schulbehörde die Zahl der Schüler von jetzt 210000 um rund 30000 anschwellen. Immense Investitionen für den Neubau von Schulen werden ebenso nötig sein wie eine erhebliche Aufstockung der Pädagogenstellen. Ab Mitte der 90er Jahre visiere die Behörde fast eine Verdopplung der Lehrereinstellungen auf 900 pro Jahr an, so deren Sprecher Ulrich Vieluf. Daß Hamburg angesichts der ständigen Bildungs- Misere die Herausforderungen der Zukunft in den Griff bekommt, bezweifelte indes Hans-Peter de Lorent, Chef der Lehrergewerkschaft GEW, gestern vor Journalisten.

Im Baubereich ticke eine Zeitbombe, denn schon jetzt fehlten Unterrichtsräume und befänden sich die Gebäude zum Teil in einem erbärmlichen Zustand. Um die Schülerschwemme aufzufangen müßten mindestens 1200 neue Klassenzimmer her, so de Lorent. Tatsächlich hat sich Schulsenatorin Rosemarie Raab (SPD) in dieser Sache bereits an das Voscherau-Kabinett gewandt. In einer vertraulichen Drucksache fordert sie die Anhebung der Investitionsmittel.

Besonders prekär sei angesichts der Pennälerflut die Pensionierungswelle, die in den nächsten Jahren über Hamburgs Lehrerschaft hinwegrollen werde, so de Lorent weiter. 750 bis 850 Pauker würden pro Jahr pensioniert. Doch schon jetzt fehlten 458 Pädagogen-Stellen. Manche Klassen könnten von dem ersten Schultag an nicht unterrichtet werden, weil für den kranken Lehrer kein Ersatz vorhanden sei. Dazu Vieluf: „Die GEW stellt Wunschprogramme auf. Nach unseren Berechnungen fehlen nur noch 72 Stellen.“

Abzuwarten bleibt, wie sich die jüngste Aussage der Kultusministerkonferenz auf Hamburg auswirkt. Das Gremium hatte sich dafür ausgesprochen, angesichts der knapper werdenden Haushaltsmittel die Bedarfsgrundlagen zu überprüfen. In der laufenden Legislaturperiode werde es jedoch in Hamburg keine Kürzungen geben, erklärte Vieluf. Sigrun Nickel