: Sprachunterricht für Aussiedlerkinder gerettet
■ Wohlfahrtsverbände atmen auf
Entwarnung bei den Wohlfahrtsverbänden und der Bildungsbehörde: Nachdem es lange Zeit so aussah, als würden die Gelder zur Betreuung von Aussiedlerkindern ganz gestrichen, ist rechtzeitig zum Schuljahresbeginn klar: Es geht weiter. Das verkündeten Vertreter von Behörden und Verbänden gestern vor der Presse.
Rund 1.200 Aussiedlerkinder bis zur 10. Klasse wurden bislang in sogenannten Tagesinternaten betreut. Schwerpunkt des Nachmittagsunterrichts neben der Schule ist der Sprachunterricht. Notwendig wurden diese Maßnahmen, die an 50 Standorten in Bremen angeboten werden, im Jahr 1989. Damals waren 400.000 Aussiedler nach Deutschland gekommen.
Der Bund entsprach den Forderungen der Kommunen und stellt Mittel für die Sprachförderung zur Verfügung. Bis zu 3,6 Millionen floßen nach Bremen, mit denen vor allem die rund 150 BetreuerInnen bezahlt werden können, die, zum überwiegenden Teil auf Halbtagsstellen, den Sprachunterricht übernahmen.
Nachdem Bonn wegen der sinkenden Aussiedlerzahlen (220.000 in 1991) die Zahlungen ganz einstellen wollten, konnte nach massiven Protesten ereicht werden, daß der Sprachunterricht fortgesetzt und auch auf Kinder anerkannter Asylbewerber ausgedehnt wird. Stefan Block, einer der in den Tagesinternaten Beschäftigten, wies gestern vor der Presse darauf hin, daß die Sprachförderung für die Kinder dringend notwendige Freiräume außerhalb der Familie schafft.
Unzufrieden sind die Wohlfahrtsverbände dagegen mit der Bonner Aussiedlerpolitik insgesamt. Franz-Heinrich Fritzler, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Wohlfahrtsverbände, wies darauf hin, daß bei der zuständigen Bundesbehörde in Bonn inzwischen ein Berg von 600.000 Anträgen Deutschstämmiger aufgelaufen ist. Siegfried Loppe, beim Sozialsenator zuständig für die Aussiedlerproblematik, kritisierte, daß Bonn das Eingliederungsgeld abschaffen wolle, das den Aussiedlern bislang bis zu 30 Monate gezahlt wurde. Künftig soll nur noch ein halbes Jahr „Eingliederungshilfe“ gezahlt werden. Die Folge: Nach einem halben Jahr müßten die Kommunen mit Sozialhilfe einspringen. Dagegen laufen die Länder derzeit im Bundesrat Sturm.
Klaus Pietsch, Vorsitzender des Deutschen Roten Kreuzes, kritisierte auf der Pressekonferenz, daß die Politik den Eindruck erwecke, als würden die bosnischen Flüchtlinge in jedem Fall zurückkehren. Pietsch: „Wir müssen davon ausgehen, daß sie wegen der Vertreibungspolitik nicht wieder zurückkehren werden.“ Gegenüber den hilfsbereiten Bürgern sei es falsch, zu suggerieren, daß der Aufenthalt nur von kurzer Dauer sei. hbk
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