: Erneut schwere Gefechte in Kabul
■ Paschtunen-Führer Gulbuddin Hekmatyar will Angriffe fortsetzen/ Regierungstruppen sollen 30.000 Mann Verstärkung erhalten/ Hunderte von Häusern in der afghanischen Hauptstadt zerstört
Islamabad/Neu Dehli/Teheran (AFP) - Nach einer relativ ruhigen Nacht sind die Kämpfe zwischen den rivalisierden Mudschaheddin-Fraktionen in der afghanischen Hauptstadt Kabul am Dienstag erneut entbrannt. Sie seien aber weniger stark als am Vortag, berichteten diplomatische Kreise in Kabul. Bei den bislang heftigsten Gefechten seit dem Sturz des kommunistischen Regimes wurden am Montag nach übereinstimmenden Angaben verschiedener Seiten über tausend Menschen getötet oder verletzt. Tausende seien aus der 1,2 Millionen Einwohner zählenden Stadt geflohen. Mehrere hundert Häuser wurden zerstört.
Die Hesb-i-Islami-Fraktion des radikalen Paschtunen-Führers Gulbuddin Hekmatyar kündigte am Dienstag weitere Angriffe auf Kabul an. Unterdessen wurden 30.000 Kämpfer aus der nordafghanischen Stadt Masar-i-Scharif in Marsch gesetzt, um die Regierungstruppen zu unterstützen. Das US-Außenministerium und UN-Generalsekretär Butros Ghali forderten die verfeindeten Parteien auf, die Kämpfe einzustellen.
Das Zentrum der Gefechte zwischen den Kämpfern der Hesb-i-Islami und den Regierungstruppen verlagerte sich den Angaben zufolge aus der Innenstadt in die Vororte. Nach Angaben der Hesb-i-Islami- Fraktion setzten Kampfflugzeuge der Regierung ihre Angriffe auf Hesb-Stellungen im Süden Kabuls fort. Am Montag seien zwei Flugzeuge von Einheiten der Hesb abgeschossen worden, hieß es weiter.
Die afghanische Übergangsregierung verurteilte unterdessen in einer von Radio Kabul verlesenen Erklärung die „wilden Angriffe“ der Hesb-i-Islami auf die Hauptstadt. Verteidigungsminister Ahmed Schah Massud habe Anweisungen gegeben, „der brutalen Aggression ein Ende zu setzen“, hieß es in der Erklärung weiter.
Der politische Berater Hekmatyars, Mangal Hussein, sagte der Nachrichtenagentur AFP, die intensiven Kämpfe in Kabul seien ohne Vorbild in den vierzehn Jahren des Bürgerkrieges. Hussein betonte gleichzeitig, die Hesb-i-Islami werde ihre Offensive gegen die Regierungskoalition fortsetzten, bis ihre Forderungen erfüllt würden. Die Hesb verlangt den Rückzug der Usbeken-Milizen aus der Hauptstadt und Wahlen innerhalb der nächsten drei Monate.
Die radikalen Mudschaheddin der Hesb-i-Islami werfen dem Usbeken- Führer General Raschid Dostam vor, den früheren kommunistischen Präsidenten Nadschibullah unterstützt zu haben. Dostam hatte sich Anfang des Jahres von Nadschibullah distanziert und sich im Machtkampf zwischen den Mudschaheddin-Gruppen mit Hekmatyars Gegner Massud, einem Führer der tadschikischen Dschamiat-i-Islami- Fraktion, verbündet.
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