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Mit Lautstärke zum Ziel

■ Proteste der Bewohner von St. Pauli hatten Erfolg / Senat will in gemeinsamen Gesprächen Maßnahmen gegen das Drogenelend entwickeln

/ Senat will in gemeinsamen Gesprächen Maßnahmen gegen das Drogenelend entwickeln

Die Drohung war unüberhörbar: „Wir rücken Euch so lange auf die Pelle, bis Ihr handelt!“ Knapp zwei Monate ist es her, daß die AnwohnerInnen von St.Georg in einer Podiumsdiskussion über das Drogenelend die geladenen Bürgerschaftsabgeordneten gnadenlos niederschrien. Der Lärm durchdrang offensichtlich sogar die Mauern des Rathauses: Die Senatskommission Drogen beschloß am Dienstag jedenfalls, sich jetzt mit allen bezirklichen Gremien, sozialen Einrichtungen und Initiativen aus dem Hauptbahnhofsviertel zusammenzusetzen. Gemeinsam sollen neue Maßnahmen beraten werden.

Nach dem lautstarken Protest hat sich offenbar im Senat die Erkenntnis breit gemacht, daß die Ruhe nicht wieder mit vereinzelten Vorhaben herzustellen ist. Statt ein selbsterdachtes Bündel von Senats- Maßnahmen zu präsentieren, soll diesmal Bürgernähe demonstriert werden. Schon in der nächsten Woche sollen erstmals vom Bezirksabgeordenten über Einwohner- und Bürgerverein, Drob-Inn und Strich-Punkt bis zur Sozialpädagogischen Initiative alle an einen Tisch rücken.

Auch soll es nicht bei dem einen Gespräch bleiben, ein langfristiger Dialog ist derzeit anvisiert. Schulsenatorin Rosemarie Raab und Sozialsenator Ortwin Runde werden aber trotzdem nicht als Gesprächspartner auftauchen, statt dessen werden der Drogenbeauftragte Horst Bossong und VertreterInnen aus Schul-, Innen-, Sozial-, Justiz- und Stadtentwicklungsbehörde vorgeschickt.

„Was machbar ist und sinnvoll erscheint, soll auch umgesetzt werden“, bestätigt Bossong, ein finanzieller Rahmen sei noch nicht festgelegt worden. Mögliche Vorhaben wären zum Beispiel Container für den Spritzentausch in mehreren Stadtteilen oder die Einrichtung zusätzlicher Übernachtungsplätze. Dies war von den AnwohnerInnen St.Georgs zur Entlastung ihres Stadtteils gefordert worden. Die Umsetzung der beschlossenen Projekte soll nur wenige Wochen auf sich warten lassen. „Allerdings müssen die Menschen dort auch begreifen, daß auch noch so viele Vorhaben aus St.Georg kein problemfreies Viertel machen“, dämpft Bossong übertriebene Hoffnungen.

Sannah Koch

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