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Von "Luftratten" und "Viechern"

■ Betr.: Taubenvergiftung, taz vom 7.8.92

Betr.: Taubenvergiftung, taz vom 7.8.92

Die anthropozentrische Sicht der taz ist bekannt: Lebensrecht hat nur der Mensch, und jedes Wesen, das seiner Gemütlichkeit im Wege stehen könnte, darf — oder sollte sogar — ohne weitere Verzögerung ausgelöscht werden. So wunderte es mich auch nicht, daß am 7.8.92 von einer Blausäurevergiftungsaktion des Bezirksamtes Wedding, bei der über dreihundert Tiere starben, zwar berichtet, aber nicht viel Aufhebens gemacht wurde — es ging ja nur um Tauben. Ist das Leben eines Tieres erst schützenswert, wenn es auf der Liste der bedrohten Arten steht?

Taubendreck verursache Krankheiten, schreibt die taz, vor allem bei »älteren Menschen und Kindern«, einen Fall der Erkrankung eines Menschen konnte der Berichterstatter nicht nennen, mußte statt dessen zurückgehen in das Jahr 1984 nach Liverpool, wo 800.000 Hühner an einer durch Tauben übertragenen Virenseuche eingingen. 800.000 Hühner auf einem Fleck nennt man Massentierhaltung — es ist allgemein bekannt, daß nicht erst Tauben dazukommen müssen, um in diesen artfeindlichen Verhältnissen Seuchen auszubreiten, man denke nur an die gerade jetzt aktuelle Salmonellenplage.

Im übrigen: Von »Luftratten« und »Viechern« zu sprechen, wenn man über deren Vergiftung durch Blausäure berichtet, finde ich mehr als geschmacklos. Aber Töten reicht ja anscheinend nicht, man muß die Opfer auch hinterher beschimpfen, um die Hysterie des Menschen zu rechtfertigen gegen eine der wenigen Tierarten, die noch bereit sind, mit ihm seine lebensfeindliche Betonstadt zu teilen. [...] Fiona Jurtan, Berlin 31

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