: Endlich klare Worte vom Roten Kreuz
■ „Mord, Verschleppung und Geiselnahme“ in Lagern in Bosnien angeprangert/ Sitzung der UNO-Menschenrechtskommission
Genf (epd/AFP) — Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) hat am Donnerstag bestätigt, daß in bosnischen Gefangenenlagern „unschuldige Menschen festgehalten und unmenschlich behandelt werden“. Nun seien „zwingende und sofortige“ Schritte erforderlich, erklärte das IKRK in Genf. Die Internierung der Gefangenen sei die Folge „massiver Vertreibung“, die mit systematischer Brutalität vorgenommen werde, hieß es weiter. Die Konfliktparteien in Bosnien seien für alles verantwortlich, was ihre Anhänger im Lande unternähmen. Zur langen Liste der Verstöße gegen internationales Menschenrecht gehörten „Mord, Konfiszierung des Eigentums, Verschleppung und Geiselnahme“. Außerdem hätten die Rot- Kreuz-Vertreter nur eine „sehr begrenzte Zahl von Kriegsgefangenen“ sehen dürfen, obwohl es „eine Fülle“ von Lagern gebe, in denen Unschuldige festgehalten und „terrorisiert“ würden.
Von IKRK-Vertretern wurde unterstrichen, daß die Erklärung des Roten Kreuzes „historisch“ sei. Noch nie zuvor habe eine Hilfsorganisation eine derart entschiedene Position in so kurzer Zeit eingenommen. Bislang hat das Rote Kreuz elf Gefangenenlager in Bosnien besuchen können, drei davon wurden von Serben geführt, zwei von Moslems und sechs von Kroaten.
UNO-Menschenrechts- kommission tagt
Die erste Sondersitzung der Menschenrechtskommission der Vereinten Nationen über die Situation im früheren Jugoslawien ist am Donnerstag eröffnet worden. Für die Europäische Gemeinschaft (EG) verurteilte Großbritanniens UNO-Botschafter, Martin Morland, die Politik der „ethnischen Säuberung“ im früheren Jugoslawien. Dieser „entsetzliche Begriff“ könne nicht den Schrecken und das Ausmaß des menschlichen Leidens durch Verfolgung wiedergeben, sagte er. Serben würden häufig Dokumente vorweisen, nach denen die Vertriebenen ihren Besitz den Besatzern als „Geschenk“ überlassen und freiwillig ihre Heimat verlassen hätten.
Die EG forderte, alle Kriegsverbrechen müßten bei den Vereinten Nationen dokumentiert werden, damit die Schuldigen von der internationalen Gemeinschaft zur Verantwortung gezogen werden könnten. Der Kommission wurden mehrere Berichte über schwere Menschenrechtsverletzungen im früheren Jugoslawien vorgelegt. So warfen die Vertreter Bosnien-Herzegowinas den Serben vor, allein in Bosnien mehr als 100.000 Menschen in 94 Lagern festzuhalten. Auf dem Gebiet Serbiens und Montenegros gebe es elf Lager mit rund 23.000 Gefangenen, heißt es in dem Bericht. Mindestens 17.000 Gefangene seien bereits von den Serben getötet worden. Die bosnische Vertretung legte eine Liste mit den Namen und Standorten der Lager vor.
Die serbischen Vertreter bei der Konferenz wiesen Vorwürfe über Menschenrechtsverletzungen zurück. Dagegen warf der UNO-Botschafter von Rest-Jugoslawien, Branko Brankovic, Deutschland und Österreich vor, durch umfangreiche Waffenlieferungen die Kroaten zu unterstützen. Die bosnischen Muslime würden auch von arabischen Ländern Waffen erhalten, sagte der Botschafter.
Der UNO-Kommission liegt ein Resolutionsentwurf der USA sowie anderer westlicher Staaten vor, in dem Menschenrechtsverletzungen scharf verurteilt werden. Der Resolutionsentwurf sieht zudem die Entsendung eines Sonderberichterstatters vor.
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