: Sebastian — ein Einzelfall?
Nein: Bei Jakob und bei Deniz und Fabian und Jasper und und und ist das genauso. Nationalgefühl, ein ungebrochenes Verhältnis zu Staatsorganen und das Bedürfnis, auf der richtigen Seite der Macht zu stehen, das sind weitverbreitete Gefühle in jener Generation, deren Eltern mit ihren Eltern den Kampf um Nazi-Verdrängung, Wirtschaftswundereuphorie und harte Erziehungsmethoden ausfochten.
Auch deshalb ist das mit dem HSV, den Plastikarmeen und der Hymne zunächst gar nicht weiter „schlimm“: Es ist Ausdruck einer neuen kindlichen Souveränität, die weit weniger Repression von Eltern und Schule erlebt hat — den Kampf gegen diese Symbole nicht braucht. Gleichzeitig sind diese Kinder nämlich bewußter und sensibler für die Zusammenhänge der Welt und zwischenmenschliche Beziehungen: Technikkritik, Umweltbewußtsein und neue Umgangsformen zwischen Generationen und mit Autoritäten sind Werte, von denen wir nur träumen konnten.
Nur eines bleibt bedenklich und bedeutet auch die Parallele zum Aufflammen der Nationalismen in Europa: Heute, wo weniger Eltern und System die Feinde sind, dafür Gewalt, Umweltzerstörung und TV-Berichte über Kriege in unserer Nachbarschaft als Bedrohung empfunden werden, wächst das Bedürfnis, sich auf Nation, Heimat und starke Mächte zu beziehen, um Ordnung und Sicherheit in die eigene Welt zu bringen. Carl Valerie
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen