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Eine böse Kumpanei

KOMMENTAR

Eine böse Kumpanei

Was treibt den Innensenator Werner Hackmann (SPD) um, daß er sich wutschnaubend vor eine Horde von prügelnden Polizisten stellt? Angesichts des „harten Hammers“, den sein Kripo- Chef Wolfgang Sielaff nun herausgeholt hat, gibt es darauf nur drei plausible Antworten.

Hackmann nimmt die soziale Verpflichtung, die er gegenüber seinen Untergebenen hat, derart ernst, daß er sie vor jedweder Kritik von außen in Schutz nimmt. Das wäre eine sogar sehr ehrenwerte Haltung, aber nur dann, wenn er zugleich in seinem Laden gehörig aufräumen würde. Doch daran ist kein Gedanke zu verschwenden.

Viel wahrscheinlicher ist es, daß sich der Innensenator in einer bösen Kumpanei mit jenen Polizeibeamten befindet, die glauben, ihre eigenen Vorstellungen vom Rechtsstaat durchsetzen zu müssen. Warum sonst wurden die Verantwortlichen des Hamburger Kessels befördert, warum sonst läßt Hackmann es zu, daß Polizeizeugen für Gerichtsauftritte wie Othello geschminkt werden, und warum sonst spricht er über die jüngsten Presseveröffentlichungen von einer „gezielten Kampagne von interessierter Seite“?

Bleibt schließlich die dritte Antwort: Werner Hackmann ist mit seinem Job als Innensenator restlos überfordert und unfähig zu erkennen, daß ihm eine nicht kleine Gruppe von „Schwarzen Schafen“ offensichtlich auf der Nase herumtanzt. Natürlich hat er auch diesen Beamten gegenüber eine Verpflichtung. In seinem Amtseid schwor er aber auch, Schaden von der Stadt abzuwenden. Und die Stadt, das sind die Menschen, Buntschöpfe ebenso wie Dicke oder Dünne.

Wenn nun der Kripo-Mann Sielaff die Korrumpierung der Polizei („eine nicht geringe Zahl von Beamten“) beklagt, dann Herr Senator, liegt in Ihrem Hause wesentlich mehr im Argen, als Sie rechtfertigen können. Norbert Müller

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