: Predigt-Premiere
■ Gestern erstmals Babett und Henner Flügger im Dom hier bitte das Paar
Natürlich behandelte ihre erste Predigt das Thema Frauen. Babett Flügger (34), erste Dompredigerin seit gut fünfhundert Jahren in Bremen, stellte sich gestern in einem Festgottesdienst erstmals etwa 400 neugierigen Gemeindemitgliedern vor. Die insgesamt 72. Besetzung der Stelle in Bremen teilt sie sich im job-sharing mit ihrem Mann Henner (32). Ihrer Forderung, daß Frauen zentrale Rollen im Kirchenapparat spielen sollten, bekräftigte die Neubremerin gestern mit Lukas 8. „Die Tatsache, daß zwei Frauen die ersten Zeuginnen der Auferstehung Christi waren, ist ein Beweis für die besondere Rolle, die sie im Urchristentum gespielt haben müssen.“ Erst die Kirchenhierachie habe die Frauen, analog der strengen jüdischen Religion im römisch besetzten Israel, aus der Kirche verbannt. „Das die Frauen jetzt wieder verstärkt in die Kirchenämter zurückkehren, setzt die Jahrhunderte alte Tradition Jesu fort“.
Auf die Dompredigerin warten schwere Aufgaben. Bis zur Stader Straße erstreckt sich die Domgemeinde, und damit trifft die Predigerin und ihr Mann auf den sozial brisantesten Bremer Stadtteil. Außerdem muß sie gegen eine Welle der Kirchenaustritte ankämpfen, die im vergangenen Jahr für die Gemeinde mit fünf Prozent beziffert wurden. „Die meisten davon Männer“, wie Flügger sagte. Frauen, so ihr Fazit, würden sich immer mehr zum Traditionsträger der Kirchen entwickeln. mad/fo: ch
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen