: Kabul: Koalition zerbricht
■ Hisb-i-Islami aus Übergangsregierung ausgeschlossen
Islamabad (AFP/dpa/AP) — Der Präsident der afghanischen Übergangsregierung, Burhanuddin Rabbani, hat Ministerpräsident Abdul Sabur Farid aus dem Amt entlassen. Mit ihm seien auch alle anderen Vertreter der Mudschaheddin-Gruppe Hisb-i-Islami, der Farid angehört, aus der Regierung ausgeschlossen worden, hieß es gestern aus zuverlässigen pakistanischen und afghanischen Quellen. Außerdem sei die Ausweisung des Hisb-i-Islami-Milizenführers Gulbuddin Hekmatyar beschlossene Sache. Der Präsident reagierte mit diesen Entscheidungen auf die vor einer Woche begonnene Offensive von Hekmatyars Milizen gegen die afghanische Hauptstadt Kabul, der bereits mehrere hundert Menschen zum Opfer gefallen sind.
Die Koalition zwischen Rabbanis Dschamiat-i-Islami und Hekmatyars Hisb-i-Islami, die nach dem Sturz des von Moskau gestützten Nadschibullah-Regimes mit weiteren Mudschaheddin-Führern gebildet wurde, ist damit endgültig zerbrochen. Am Sonntag veröffentlichte Rabbanis Regierung eine Mitteilung, in der jeder Kompromiß mit Hekmatyar ausgeschlossen wurde. Auch befreundete Staaten müßten alle Beziehungen zur Hisb-i-Islami abbrechen, hieß es darin.
Die Hisb-i-Islami protestierte gegen die Entlassung Farids. Sie verstoße gegen das am 24. April getroffene Abkommen der Mudschaheddin-Fraktionen, in dem vereinbart wurde, daß alle wichtigen Regierungsentscheidungen von einem gemeinsam gebildeten Übergangsrat geprüft werden sollen. Farid hatte sein Amt am 6. Juli angetreten.
Die Bemühungen um einen Waffenstillstand hatten bis zum Wochenende nicht zum Erfolg geführt. Nach kurzem Abflauen der Kämpfe war der Kabuler Flughafen schon am Samstag abend von den Hekmatyar- Milizen wieder unter Raketenbeschuß genommen worden. Einer einstündigen Feuerpause zur Evakuierung der Angehörigen ausländischer Botschaften über den Flughafen stimmte Hekmatyar am Freitag unter der Bedingung zu, daß nur Ausländer das Land verlassen und keine anderen Flugzeuge landen oder starten.
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