: Preise für erfindungsreiche Technik
■ Erstes Schütting-Lob für Kooperationen
Mit einem Festvortrag des Italien-Botschafters der BRD, Konrad Seitz, zum Thema der Strategien des amerikanischen „Gegenangriffs“ auf den japanischen Wirtschaftskrieg begingen am Montag abend gut 200 Unternehmer und leitende Mitarbeiter im Bremer Schütting die Verleihung des „Schütting-Preises“ für Wirtschaft und Wissenschaft. Der Präses der Handelskammer, Josef Hattig, hatte die Preisträger bekannt gegeben, die für bemerkenswerte Entwicklungen aus dem Kooperationsfeld von Wirtschaft und Wissenschaft geehrt wurden.
Erster Preisträger waren die Schiffselektronik-Firma aqua signal und Prof. Boseck (Uni Bremen), die eine spezielle Glasfasser-Technik für Fahrbahn-Markierungen entwickelt haben. Am Anfang stand der Auftrag des Bundesverkehrsministeriums, für den neuen Tunnel in Walle eine hinreichende Markierung zu garantieren. Das Bremer Amt für Straßen- und Brückenbau informierte sich in Hamburg, wo es Erfahrungen mit dem Elbtunnel gibt — sehr wartungsintensiv sind dort die Markierungen angebracht, nicht mehr „Stand der Technik“. Zusammen mit den Stadtwerken schrieb das Bremer Bauamt verschiedene Firmen an und bat um Lösungsvorschläge — aqua signal hatte einen. Denn die Firma ist auf Schiffselektronik spezialisiert und hatte für Außenmarkierung der Großtanker „Lichtleitfasern“ entwickelt, die von einer praktisch wartungsfreien Lichtquelle gespeist werden. Die Idee wurde auf die Straße übertragen, 27 Stück Brummi-fest in die Fahrbahn verlegt. Angesichts der minimalen Wartungskosten ist der Preis von 60.000 Mark für das Pilotprojekt sogar günstig. aqua signal will sein Produkt nun auch bundesweit anbieten, geeignet wäre es auch für Hubschrauber- Landeplätze oder für explosionsgefährdete Bereiche — die Leucht-Schnüre lassen sich fest in Materie hinein versenken.
Den zweiten Preis erhielt die Firma Kottwitz-Umweltschutz- Systeme (KUS), die ein neues biologisches Verfahren zur Abluft-Reinigung entwickelt hat. Während bisher die Mikro-Organismen in zwei Jahren verbraucht waren und ausgetauscht werden mußten, hat KUS jetzt in Zusammenarbeit mit Prof. Nehrkorn (Uni Bremen) eine Verfahren entwickelt, nach dem die Mikroorganismen auf einem Kunststoffmaterial angesiedelt und künstlich ernährt werden.
„Stoppt den Datenklau“ ist die Devise, nach der der dritte Preisträger, die „Gesellschaft für angewandte Prozeßtechnik“, zusammen mit dem Mathematiker Dr. Hortmann ein Verfahren zur Verschlüsselung von Fax-, Autotelefon- und allgemeinen Signaldaten entwickelt hat. Die Daten werden auf den Ausgabegeräten so verschlüsselt, daß „falsche“ Empfangsgeräte ohne entsprechende Entschlüsselung nichts damit anfangen können.
Die Qual der Wahl fiel der Handelskammer schwer, so lobte Präses Hattig noch zwei Sonderpreise für Bruker-Franzen und Finnigan-MAT aus. Die japanische Herausforderung, die Festredner Seitz wortreich beschrieb, ist mit derart erfindungsreichen Entwicklungen natürlich nicht zu bestehen. Der Handelskammer sind sie aber Beispiele für den „in noch stärkere Maße als bisher“ notwendigen wirtschaftlichen Strukturwandel. K.W.
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