Das Ende vom Anfang

■ Schon kurz nach Sendestart wollen sich die Franzosen bei dem Kulturkanal „arte“ ausklinken

Straßburg (afp) — Drei Monate nach Sendestart kriselt es beim deutsch-französischen Kulturkanal arte. Zwischen den deutschen und französischen Partnern ist ein Streit über den künftigen Kurs des „einmaligen Experiments“, so arte-Präsident Jerome Clément, entbrannt. Im Mittelpunkt der Auseinandersetzung steht die französische Forderung, bis zu 25 Prozent der Sendezeit auseinanderzuschalten. Dies lehnen die Deutschen strikt ab, weil es ihrer Meinung nach der Zielsetzung von arte widerspricht. „Das wäre der Anfang vom Ende“, betont der arte-Beauftragte beim ZDF, Heinz Ungureit. „Schließlich soll arte die Sprach- und Kulturgrenze überschreiten, das ist ja gerade das Spannende.“

Vermutlich werden die Franzosen das Thema bei der nächsten Mitgliederversammlung am 23.September erneut auf den Tisch bringen. Die französischen arte-Macher haben nach der vor allem in Frankreich teilweise sehr harschen Kritik an dem Programm kalte Füße bekommen. Denn während arte in Deutschland weiterhin den Kabelkunden — rund zehn Millionen Haushalte — vorbehalten bleibt, soll er in Frankreich ab 28.September die freigewordenen Frequenzen des gescheiterten Privatsenders „La Cinq“ erhalten. Damit kann das ehrgeizige Kulturprogramm von über 80Prozent der französischen Fernsehzuschauer empfangen werden. Aber einem so breiten Publikum, so das Argument der französischen Seite, kann das Programm in seiner bisherigen Form nicht zugemutet werden.

Doch all dies, so die deutschen arte-Befürworter, seien normale Anlaufschwierigkeiten und rechtfertigten keinesfalls die Forderung nach „nationalen Fenstern“. Hinter den Ausstiegsgedanken vermuten die deutschen arte-Partner vielmehr innenpolitische Gründe: Der Kulturkanal arte ist schließlich eines der Lieblinsprojekte des rührigen Kulturministers Jack Lang und wurde von Staatspräsident Fran¿ois Mitterrand — gemeinsam mit Bundeskanzler Helmut Kohl — lanciert. Insider haben aber noch einen anderen Grund für die französische Forderung nach einem stärker national geprägten Programm ausgemacht: Offensichtlich befürchte die Pariser Regierung negative Effekte, wenn allzuviel Deutsches über die Bildschirme flimmere.