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NEU IM KINO: Zombie and the Ghost Train Untote in Kaurismäkiland

Es regnet, ein durchnäßter Penner wacht auf einer Parkbank auf, die Punkfrisur hängt in traurigen Strähnen herunter, dann wankt er zum ersten Bier des neuen Tages. Willkommen im Kaurismäkiland! Auch wenn Zombie erst einmal durch Istanbul stolpert: Dieser finnische Blues ist uns wohlvertraut.

Bald sind wir aber im winterlichen Helsinki, Zombie zupft an seiner Baßgitarre und sieht nun endgültig aus wie einer der „Leningrad Cowboys“. War er ja auch: Silu Seppälä spielte in Aki Kaurismäkis schwarzer Komödie den Bassisten der „schlechtesten Rockband der Welt“ — und Bruder Mika Kaurismäki scheint jetzt einfach versucht zu haben, als Fortsetzung eine Tragödie zu drehen — in seinem Film Zombie and the Ghost Train heißt die Band allerdings „Harri and the Mulefukkers“.

Zombie läuft tatsächlich wie ein lebendiger Toter durch den Film. Er verliert jeden Job und seine Freundin, der Vater stirbt, und die letzte Chance mit der Band ertränkt Zombie im Alkohol. Aber Mika, der Regisseur, hat nicht den lakonischen, boshaften Humor seines Bruders, und er scheint seinen eigenen Bildern nicht zu trauen. Warum sonst zeigt er alles so überdeutlich? Warum kuckt der spindeldünne Zombie so oft nur traurig und in Großaufnahme von der Leinwand herab? Warum muß er auch noch im Off aus seinem vor Selbstmitleid triefenden Tagebuch vorlesen, bis einem jeder Spaß am Weltschmerz vergeht?

Auch ob die bedrohlichen, schwarzgewandeten Mitglieder der mysteriösen Band „The Ghost Train“ ihn zu fassen kriegen, interessiert bald kaum noch — daß sie Symbole des Bösen sind, ist allzu durchsichtig und platt.

Aber zum Glück hat Zombie auch einen Schutzengel. Matti Pellonpää ist Zombies Freund Harry, und immer wenn der Stammschauspieler aus fast allen Kaurismäkifilmen auftaucht, spielt er nicht nur Zombie, sondern vor allen Dingen den Regisseur an die Wand. Mit seinen Bewegungen, Blicken, den trockenen Sprüchen und sogar dem lächerlichen Cowboyhut rettet er beinahe den ganzen Film.

Für einige Szenen folgen wir ihm auf der Suche nach Zombie in den Hotels, Bars und Straßen von Istanbul: In diesen wenigen Minuten stimmt plötzlich alles. Doch dann schwenkt die Perspektive wieder auf Zombies Tragödie, und uns bleibt nicht mehr als eine Ahnung, wie gut der Film hätte werden können. So aber scheint es oft, als wäre er selber das Werk eines Zombies. Wilfried Hippen

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