Mädchenhaus will mehr

■ Finanzierung ein „ewiges Problem“

Es war ein langer Kampf für die Frauen vom Mädchenhaus, bis Bremen endlich eine Zufluchtstätte für sexuell mißbrauchte Mädchen hatte. Seit März können bis zu acht Mädchen beim Mädchenhaus-Verein Schutz und Unterkunft finden. Doch der Verein will mehr: „Wir möchten eine Mädchenwohngemeinschaft einrichten, in der Mädchen für längere Zeit bleiben können“, sagt Petra Reinhard vom Verein Mädchenhaus. Die Zufluchtstätte sei in der Regel belegt, und für Mädchen, die nicht in ihre Familien zurück können oder wollen, will der Verein ein weiteres Angebot schaffen. Die Wohngruppe soll im Oktober ihre Räume beziehen.

Auch eine Anlauf- und Beratungsstelle für Mädchen will der Verein einrichten. „Niedrigschwellig“ soll das Angebot sein: Die Mädchen können vorbeikommen und erhalten, wenn nötig, Hilfe und Schutz. „Das ist ein Angebot“, erläutert Petra Reinhard, „bei uns machen die Mädchen die Erfahrung, daß sie endlich ernst genommen werden und daß sie das Recht haben, Hilfe zu holen. Das ist sehr wichtig.“ Die offene Beratungsstelle soll die Arbeit des Mädchenwohnheims unterstützen und auch die Eltern mißbrauchter Mädchen beraten. Die „Elternarbeit“ mußten bislang andere Stellen machen. Geld für die Beratungsstelle ist inzwischen da: „Wir haben eine Zusage vom Senat und wir können die Gelder abrufen, wenn wir Räume haben.“ Jetzt ist der Verein auf Wohnungssuche.

Als „politischen Fortschritt“ wertet es Petra Reinhard, daß in Bremen in diesem Haushaltsjahr 660.000 Mark für Hilfen für Kinder, denen Gewalt angetan wurde, zur Verfügung stehen. Dennoch bleiben die Finanzen ein „ewiges Problem. Ich finde es sehr zynisch, daß es keine feste Finanzierungsmodalität gibt“. Das Mädchenhaus sucht händeringend nach einem Kleinbus, mit dem die Betreuerinnen Mädchen von zu Hause abholen und Umzüge organisieren können. „Die Mädchen bei uns in der Kriseneinrichtung können ja nicht einfach auf die Straße. Sie sind einer akuten Bedrohung ausgesetzt.“

Der Verein hält die Kriseneinrichtung in ihrer jetzigen Form für „das Minimum“. Sechseinhalb Betreuerinnen sind rund um die Uhr für die Mädchen da, „die absolute Zuwendung und Zuverlässigkeit brauchen“. Wenn die Zuflucht nicht durch eine Beratungsstelle ergänzt wird, hat sie letztlich nur „Alibi-Funktion“, findet Petra Reinhard. „Wenn so eine Teerhofbrücke oder ein Kongreßzentrum immer wieder einen Zuschlag bekommt, während wir um jede Mark kämpfen müssen, sind alle Politikeräußerungen doch nur Lippenbekenntnisse!“

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