: Kinderschutz-Modell wird in Chicago vorgestellt
Berlin. In Berlin wurden 1991 laut Kriminalstatistik 1.360 Kinder sexuell mißbraucht, weitere 235 körperlich oder psychisch mißhandelt. Trotz dieser Zahlen steht Berlin, was den Kinderschutz betrifft, nach Einschätzung von Jugend- und Familiensenator Thomas Krüger (SPD) im internationalen Vergleich gut da. Er wolle deshalb aber keinesfalls den Rotstift in diesem Bereich ansetzen, sagte der Politiker gestern. Von den rund 17 Millionen Mark aus der Landeskasse für 1992 würden knapp zwei Drittel für staatliche Angebote wie den Kinder- und den Jungendnotdienst aufgewendet. Der Rest fließe in Einrichtungen freier Träger wie den Deutschen Kinderschutzbund.
Über das seit 20 Jahren in der Stadt praktizierte liberale »Berliner Modell« bei der Prävention von Gewalt gegen Kinder werden 15 Kinderschutzexperten auf dem 9. Weltkinderschutzkongreß berichten, der vom 30. August bis 2. September in Chicago stattfindet. Mitreisender Reinhart Wolff, Rektor der Fachhochschule für Sozialarbeit und Sozialpädagogik, versteht Kinderschutz nicht als autoritäre und strafrechtliche Angelegenheit. Das »Berliner Modell« begreife die betroffene Familie somit auch nicht als Täter, sondern als normale Menschen, die sich in einer besonderen Konfliktsituation befänden. Mit einem Netz von Hilfs- und Beratungsangeboten werde versucht, den Familien und den Kindern zu helfen. ADN
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