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Es ist nicht immer eine Frage der Religion-betr.: "Was wollt Ihr, Europäer?" von Ömer Erzeren, taz vom 15.8.92

betr: „Was wollt Ihr, Europäer?“ von Ömer Erzeren,

taz vom 15.8.92

Warum der UNO-Sicherheitsrat den Vorschlag des türkischen Außenministers, serbische Stellungen in Bosnien zu bombardieren, nicht angenommen hat, will und kann ich hier im einzelnen nicht begründen.

Aber solche Sprüche wie sie dem Großmaul Velibor Ostojics entweichen, der die serbischen Menschenrechtsverbrecher in Mäntelchen christlicher Heiliger Krieger hüllen will, solche Sprüche — Symptome von Wahnsinn — und deren Hintergründe haben bestimmt keinen Einfluß auf die Sicherheitsratsentscheidung gehabt.

Daß die Fundamentalisten unter anderem in der Türkei Ostojics Parolen freudig erleichtert aufgreifen: „...und was machen denn die anderen?“, verwundert nicht. So freuen sich auch Alt- und Neonazis über die Konzentrationslager jeglicher Couleur in diesem Krieg. Erika Godehart, Hannover

Herr Erzeren hat in seinem Kommentar vergessen zu erwähnen, daß die Türkei von den Europäern „vor die Tür gesetzt“ wurde, weil dort eklatante Menschenrechtsverletzungen zum politischen Alltag gehören: Bespitzelung, Unterdrückung, Folter, Mord und der Krieg gegen die kurdische Zivilbevölkerung. Nun stellt sich die Türkei also als Anwalt der Schwachen und Unterdrückten, als Kämpfer gegen den Völkermord dar. Natürlich brauchen die Bosnier jede Unterstützung. Aber daß die Türkei aus hehren Motiven, ohne machtpolitische Hintergedanken, militärisches Eingreifen fordert? Wohl kaum. Es geht um Einflußnahme auf dem Balkan, Wahrnehmung der militärpolitischen Interessen der Türkei.

Es ist nicht immer eine Frage der Religion: Schließlich werden in der Türkei Moslems von anderen Moslems mit Elektroschocks gefoltert, nicht wahr? H.S., Berlin

Daß ein leider zu großer Teil der ExJugoslawen nicht alle Tassen im Schrank hat und daß die Europäer dem überwiegend ratlos gegenüberstehen, wissen wir. Bemerkenswert ist, daß auch die staatlich angestellten Militärs des Westens sich mit Patentlösungen zurückhalten.

Aber daß Ömer Erzeren nun die Türkei als Retter der von Christen verfolgten Moslems in Bosnien hochstilisiert, ist doch ein Geistesblitz. Übersehen hat er dabei, daß die Türken mit ihren Glaubensbrüdern in Kurdistan nicht viel besser umspringen als die Serben mit den Bosniern.

Deutsche Soldaten haben auf dem Balkan nichts verloren; aber türkische Soldaten haben ihre friedensstiftenden Talente in Kurdistan so ausreichend demonstriert, daß ich zumindest auf weitere Darbietungen dieser Art verzichten kann. Jobst Jungehülsing, Bonn

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