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Premiere verunglückt: Werder vergab sicheren Sieg

■ Viel Fleiß und wenig Erfolg bei der Heimpremiere: Werder Leverkusen 1:1

„Der muß sich daran gewöhnen, daß man auch in der 90. Minute noch einen 60-Meter-Spurt ziehen muß“, meinte Werders Trainer Otto Rehhagel nach der Bremer Premiere des neuen Spielmachers Andreas Herzog. Tatsächlich fiel die Kritik etwas hart aus: Herzog überzeugte mit klugen Kombinationsspiel, trieb die Mannschaft an, zauberte am Ball und schlug präzise Pässe. Das er gegen Ende der Partie etwas müde wurde, mag auch ein bißchen Mutlosigkeit gewesen sein.

Denn was die Bremer an diesem Tag auf dem Schlappen hatten und im Tor nicht versenken konnten, war mit Pech schon nicht mehr zu erklären. Bis zum 16-Meter-Raum mischten die Bremer die Leverkusener Abwehr auf, und dann droschen sie ins Leere:

Herzog schickt Kohn auf halblinks, der zwirbelt die Flanke über Torwart Vollborn, Rufer kommt etwas zu spät — vorbei (8.Min.).

Auf Vorlage von Eilts zieht Herzog den Ball um Haaresbreite am Tor vorbei (24.) Eilts schickt Legat auf der linken Seite, dessen wuchtiger Schuß streicht knapp am Tor vorbei (35.).

Votava zieht einen Direktschuß knapp vor Pausenpfiff über das Tor (44.)

So war es kein Zufall, daß das Bremer Tor in der 20. Minute aus einer Standard-Situation heraus fiel. Uli Borowka nagelte einen indirekten Freistoß mit einem 20-Meter-Hammer ins linke Toreck. Euphorie machte sich breit auf den Rängen, ein schönes Spiel, schönes Wetter, und die grün-weißen nicht nur drückend überlegen, sondern auch in Führung. endlich.

Ganze sieben Minuten dauerte die Hochstimmung im Stadion, da passiert Votava ein Mißgeschick: Im MIttelfeld läßt er sich den Ball abjagen, Leverkusens Andreas Thom marschiert durch die Bremer Abwehr, Wolter, Borowka kommen an den schnellen Stürmer nicht heran: 1:1. Die Leverkusener Fans sangen zwar ein frohes „Olli, wir danken Dir“, aber dieses Tor konnte Reck auch mit gutem Handwerk nicht mehr verhindern.

„Schmeichelhaft“ fand Leverkusens Trainer Saftig den Halbzeitspielstand, und er hatte noch untertrieben. Nach der Pause das gleiche Bild: Werder stürmt, aber trifft nicht, Leverkusen wird diese unökonomische Spielweise erst gegen Ende der Partie übernehmen. Allein der für Allofs eingewechselte Stafan Kohn hatte den Sieg auf dem Spann:

In der 55. Minute nimmt er ein Flanke vom rechten Flügel im Fallrückzieher — spektakulär, aber wirkungslos.

In der 64. Minute nimmt er einen Ball direkt aus der Luft und knallt aus 25 Meter knapp am Tor vorbei.

Zwei Minuten später wird er von Rufer im fünf-Meter-Raum bedient, Leverkusens Vorstopper Wörns kommt mit der Hand verdächtig nah an den Ball, Kohn fällt er direkt vor die Füße — vorbei.

Aber die Bremer bekamen das Lederding einfach nicht –rein. Und wie so oft, mußten sie dann am Ende noch um ihren Punkt zittern, als Andreas Thom, der überragende Mann bei Leverkusen, zum zweiten Mal per Alleingang die gesamte Bremer Abwehr umläuft und nach geschicktem Doppelpaß-Spiel den Ball nicht versenken kann (82. Min). Zwei Minuten später mußte Reck mit einer Glanzleistung vor Ulf Kirsten retten, Schlußphase sogar vor einem doppelten Punktgewinn, doch Thom, Ulf Kirsten und Andreas Thom versuchte in buchstäblich allerletzter Minute noch einen 40-Meter-Schuß über den weit im 16er stehenden Reck, der allerdings knapp am Tor vorbei ging. Das Fazit: Bremen hat auch in der Sommerpause das Tore Schießen noch nicht gelernt. mad

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