: Ein kleines Weichgefühl
■ Kometenhaft: Die 1.A-Mädchen vom VFB Komet / Ein Trainingsnachmittag
Gymnastik:
Beine hoch
„Dritter?? NEIN: Wir wollen den Meister machen!“F.: K.H.
„Schienbeinschützer sind bei uns Pflicht. Die Mädchen sind ehrgeizig und gehen hart ran.“ Fußballtrainer Michael Brake (24) spricht von „seinen“ Mädchen, den 1.A-Mädchen vom VFB Komet in Kattenturm, die, als sie noch die B-Mädchen waren, schon sechs mal Pokalsiegerinnen in der Landesleistungsklasse geworden sind.
Die meisten der Spielerinnen haben sogar noch das B-Alter (9-13), aber „weil es auf die Dauer langweilig ist, 35 zu 2 zu gewinnen“ spielen sie in dieser Saison das erste Mal in der A-Klasse. „Ich hab ihnen gesagt: wenn ihr Dritter werdet in der A-Klasse, dann ist das ganz toll“, meint Trainer Michael, „aber sie haben alle geschrien NEIN, wir wollen den Meister machen!“
Weit über 100 Jungen-Mannschaften gibt es in den Bremer Fußballvereinen, ganze 14 bei den Mädchen. Trainer Michael Brake ist immer auf Nachwuchssuche, denn: „Nur wenn die Jugend stark ist, werden es auch die Damen!“
Seine fünfzehn Mädchen sind gerade von einem halbstündigen Waldlauf zurückgekommen und holen sich nun, noch ganz heiß und rot im Gesicht, jede einen Fußball aus dem Geräteschrank. Und gleich geht es weiter, auf dem Trainingsgelände am Schulzentrum Obervieland, wo auf angrenzenden Wiesen auch die Jungen und Männer des VFB Komet ihr Training absolvieren.
Es ist ziemlich warm an diesem späten Nachmittag, und sie werden ganz schön getriezt, die Mädchen, mit Dribbelübungen, Partnersspiel und Eckenschießen. „Nicht so viel laufen“, jabbst die kleine Corinna, und als dann Pause ist, legt Angela sich lang: „Sprints im Liegen machen mehr Spaß...“.
Aber auch wenn es manchmal Klagen gibt, die Mädchen wollen hart trainiert werden, und es ist Trainer Michael, der ab und zu Gelassenheit anmahnen muß. „Wir machen Konditionstraining und vor allem sehr viel Technik. Aber es ist doch so, daß man die Jungs härter rannehmen kann. Bei den Mädchen habe ich eher ein kleines Weichgefühl, da geh ich nicht unbedingt bis ganz ans Ende ihrer Kräfte.“ — „Ja, mit Frauen muß man umgehen, wie mit einem rohen Ei“, sagt die blonde Diana ernsthaft.
Mit den Jungs wollen sich die Komet-Mädchen gar nicht vergleichen. „Pah“, sagt Jasmin verächtlich, „die Jungs, die interessieren mich nicht. Ich will in meiner eigenen Staffel gut sein!“ Später aber, in den Umkleidekabinen, kommt dann doch der Ärger raus. „Es ist ungerecht, daß im Fernsehen immer nur Herrenfußball kommt und immer nur die Herrentabellen“ — Astrid geht richtig wütend in der Kabine auf und ab, „die Herren, das sind doch alles Flaschen“. Und Jasmin meint: „Ich will in der Damen- Bundesliga spielen, aber nur wenn es ordentlich Moos gibt. Wie bei den Männern.“
Im VFB Komet werden die Mädchen sehr ernst genommen. Trainer Michael glaubt an seine Spielerinnen und ist fest davon überzeugt, daß unter ihnen einige zukünftige Bundesligistinnen zu finden sind. Betreuer Erwin Kruse, der während des ganzen Trainings melancholisch am Spielfeldrand stand, weil er selbst nicht mehr Fußball spielt, sorgt für Beiträge über die 1.A-Mädchen in Vereinszeitungen und macht Sponsoren ausfindig. Und Betreuerin Claudia Ballhoff spielt selbst in der Damenoberliga und gibt ihre Erfahrungen weiter.
Die Mädchen erweisen sich würdig. Am letzten Sonnabend haben sie prachtvoll gegen den FC Huchting gewonnen — 5 zu 2. Cornelia Kurth
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