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■ Bremer Kunsthandwerkerinnen-Markt: vieles wie gehabt, aber auch nette Überraschungen
Ja: natürlich gab es auf dem Kunsthandwerkerinnen-Markt wie immer die unsterblichen Ohrring- Ständer, die pastell aquarellierten Seidentücher, all das Getöpferte und Glasierte, all das, was sich seit Jahren offensichtlich Stammkundinnen, Nachfrage und einen festen Marktanteil errungen hat. Daß der Markt gestern im und vor dem Cafe Sand stattfand, war nett. Und ein paar richtig überraschende und gelungene Highlights erfreuten auch die, die sonst dem Kunsthandwerk nur mäßiges Interesse entgegenbringen.
Daß tatsächlich in den langweiligen Krawattenmarkt noch Witz und Leben zu bringen ist, bewiesen die netten Exemplare, die bei La Strada vor dem Steintor 106 verkauft werden. Seidenmalerei, aber wie: 3 sattgelbe Bananen auf Schiefergrau, oder 3 Computer wie aus den Peanuts, 4 torkelige Gummibärchen mit ausgebreiteten Armen, die „sooo groß!“ sagen, kleine Fußabdrücke, 5 dickliche Käfer, alles entweder in Bonbonfarben oder in pastell, jedenfalls aber wunderbar tragbar gerade zu grauen Zweireihern.
Renner 2 und drei waren die Hut- und Mützenstände, weil das Publikum in dichten Trauben drumrum die wunderbarsten Verwandlungen durchlebte und anguckte. „Die Zeiten, wo Frauen und Männer Hüte schön finden, sich aber nicht damit auf die Straße trauen, sind vorbei“, hat die Designerin Inge Mathews (Bismarcktsraße 1) seit wenigen Jahren auch in der Szene beobachtet. Sie macht Hüte und Mützen, samtig, wollig, seidig und plüschig, mit wenigen Handgriffen schräg hinunterzuziehen, gerade auszustrecken.
Richtige Aufläufe gab's am Eingang, wo Jutta Zundel (Grenzstr. 51) unglaubliche Hüte anbot: wie flache Pfannkuchen, aber mit eingearbeitetem Randdraht, in grellen oder ganz edlen Farben. Mit flinken Fingern konnte sie aus der Scheibe breitkrempige Räder machen, Narrenkappen, Hahnenkämme, Zirkusdirektoren-Hüte. Aus den umstehenden Frauen wurden Femmes fatales, Leoparden-Ladies („Das trau ich mich nicht!“), Chaplins, Jahrhundertwende-Damen. Wunderbar.
Draußen erholte man sich in der Sonne, redete mit allerlei alten und neuen Bekannten über die marmorierten Stoffschuhe, die rührend einfachen Stoffpuppen von Roswitha Heydt aus Kirchtimke. Geredet wurde wenig über die neuen alten Applikationen und Patchwork-Kissen, gekauft wurden sie. S.P.
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