: Olaf ließ Uwe allein
1. FC Köln — Eintracht Frankfurt 0:1/ Mangels Bewachung durch Olaf Janßen wurde der bauchmuskelgezerrte Uwe Bein zum Matchwinner für die starke Frankfurter Eintracht ■ Aus Köln Thomas Lötz
„Uwe Bein sollte manngedeckt werden“, sagte Kölns Trainer Jörg Berger im Anschluß an das verlorene Spiel seiner Mannschaft gegen Eintracht Frankfurt. Damit maßregelte er jenen Spieler, dessen Aufgabe es eigentlich war, den Regisseur der Frankfurter zu neutralisieren. Die Rede war von Olaf Janßen.
Immer wieder bot sich Bein in Abwesenheit seines potentiellen Gegenspielers die Zeit, den Ball in Ruhe zu kontrollieren, öffnete sich der Raum für die Aktionen und Pässe des 31jährigen, und fast folgerichtig war er es auch, der, alleingelassen mit dem Ball, das Siegtor der Eintracht vorbereiten konnte. Ein Doppelpaß mit Verteidiger Michael Klein, ein Ausweichen auf den rechten Flügel, ein Blick, eine genau getimte Flanke, und Anthony Yeboah brauchte aus kurzer Distanz nur noch einzunicken.
Dabei hatte alles so vielversprechend angefangen für den FC und für Olaf Janßen. Nach einer Viertelstunde nämlich setzte sich der später Gescholtene im Kopfballduell gegen Uwe Bindewald durch, und der Ball klatschte an die Latte des Frankfurter Gehäuses. Zu diesem Zeitpunkt hatten die aus einer massierten Abwehr heraus operierenden Hessen noch nicht allzuviel vom Spiel gehabt, man könnte auch sagen: gar nichts. In der Folge aber fanden sie ihren Weg ins Spiel und starteten gefährliche Konter. Augenblicke vor dem 1:0 hatte Bein bereits eine große Chance. Seinen Flachschuß konnte Bodo Illgner gerade noch einmal parieren, und auch da schon war Olaf Janßen irgendwo verschwunden.
Immerhin bemühte er sich, das Offensivspiel seiner Mannschaft anzutreiben, das zwar in Grundzügen funktionierte, dem aber häufig der entscheidende Impuls fehlte. Pierre Littbarski strengte sich zwar mächtig an, der von einer dreijährigen Dauerlethargie genesene Andrzej Rudy kämpfte um jeden Ball, aber alles Bemühen erstickte, weil Trainer Berger mit Frank Ordenewitz lediglich einen Stürmer aufgeboten hatte. Folglich mangelte es an Variationsmöglichkeiten des Anspiels in die Spitze. Auch der Versuch, mit Patrick Weiser und Frank Greiner über die Außenpositionen Übergewicht zu erzielen, mißlang, weil niemand die Bälle, die vor das Frankfurter Tor geschlagen wurden, verwerten konnte. Hinzu kam die solide Abwehrarbeit der Eintracht, die ein übriges tat, Kölner Tore zu verhindern.
So versuchte sich Olaf Janßen in zweierlei: Ankurbeln der immer wieder ins Stocken geratenen Angriffsbemühungen und hinter Uwe Bein herzulaufen. Er scheiterte in beiden Fällen. Nichts gelang ihm wirklich. Aber das Duell Janßen/ Bein war nur ein, wenn auch der entscheidende Schlüssel zum Erfolg der Eintracht. Die Frankfurter besaßen in Axel Kruse einen unermüdlichen Rackerer, der im Laufe des Spiels immer wieder die Bälle aus dem Mittelfeld nach vorne schleppte. Mit Anthony Yeboah hatten sie einen Stürmer, der 95 Prozent seiner Zweikämpfe gegen Kölns Karsten Baumann aufgrund seiner Körpergewandtheit und Schnelligkeit gewann, und schließlich waren da zwei Spieler in den Reihen der Eintracht, denen in Anbetracht ihrer Verletzungen und der dennoch gezeigten Leistung besondere Würdigung zukommen muß.
Libero Manfred Binz spielte gegen das Anraten des Mannschaftsarztes mit seiner faustgroßen Prellung am rechten Schienbein. Während des Spiels fing er zwei wuchtige Schüsse von Rudy und Higl mit eben jenem Körperteil ab, humpelte jeweils kurzzeitig, spielte aber bis zum Ende durch. Er, der noch bei keinem Bundesligaspiel der Eintracht verletzungsbedingt gefehlt hatte, wollte diese Serie nicht so einfach abreißen lassen. Der zweite Spieler, und hier schließt sich der Kreis, war Uwe Bein. In der 25. Minute hatte er sich nach einem Rempler eine Bauchmuskelzerrung zugezogen, und dennoch hielt er weitere 45 Minuten durch. Der Respekt seines Trainers Stepanovic war ihm gewiß, und bei Beins Ausscheiden kam sogar Applaus seitens der Kölner Zuschauer.
Eintracht Frankfurt: Stein - Binz - Bindewald, Wolf - Klein, Bommer, Falkenmayer, Bein (70. Roth), Weber - Kruse (84. Studer), Yeboah
Schiedsrichter: Heynemann (Magdeburg)
Zuschauer: 28.000; Tor: 0:1 Yeboah (43.)
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