: Konfliktverlagerung-betr.: "Radfahrer - Freiwild auf Berliner Straßen" (Hoffmeyer), und "Unfallrisiko: Vertrauen" (Wildt), taz vom 10.8.92
Betr.: »Radfahrer — Freiwild auf Berliner Straßen« (Hoffmeyer), und »Unfallrisiko: Vertrauen« (Wildt), taz vom 10.8.92
Dirk Wildts richtige Feststellung, daß Vertrauen eine häufige Unfallursache ist und »anarchistische« Radfahrer sicherer sind, sowie die wütenden Kommentare von Fußgängern lassen die Feststellung zu, daß es den Autofetischisten in der Legislative und Exekutive erfolgreich gelungen ist, den Konfliktbereich Autofahrer/Radfahrer durch Verdrängung der Radfahrer auf (hier in Berlin rotbemalte) Fußwege durch den Konfliktbereich Radfahrer/Fußgänger zu ersetzen — die Stärkeren haben freiere Fahrt, die sich umweltgerechter Verhaltenden sollen sich dafür die Köpfe einschlagen.
Meine Konsequenz als Radfahrer besteht darin, die autoorientierte StVO weitgehend zu negieren, zum Beispiel im Zweifelsfall statt (für Fußgänger und/oder Radfahrer) unzumutbaren »Radwegen« die Fahrbahn zu benutzen, dabei gehört für mich die Rücksicht auf Fußgänger (auch bei deren regelwidrigem Verhalten) genauso selbstverständlich dazu wie eindeutiges Verhalten gegenüber dem Autoverkehr, zum Beispiel durch Fahren in der Mitte der Fahrspur, damit ich nicht abgedrängt werde. Konflikte trage ich doch wesentlich lieber mit Umweltsäuen aus als mit denen, die sich zu Fuß fortbewegen! Thomas Langen, Berlin 30
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